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Katholische Kirche

Kath. Pfarrkirche Sankt Alexander

Ad glorIam eXCelsi DeI, atqVe in honorem
sanCti MartyrIs AleXandrI PatronI
eXtrVCta

Ego sum ostium. Per me siquis introierit.
salvabitur, et ingredietur et egredietur et pascua invenit.
Joan. X. 9<<
MDCCCXXXVVIIIII = 1845

Zum Ruhme des erhabenen Gottes und zur
Ehre des hl. Märtyrers Alexander,
des Kirchenpatrons, erbaut.
Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht,
wird Heil erfahren. Er wird hinein- und
herausgehen und Weide finden.

Inschrift über dem Südportal der Kirche



Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke Weihnachten 2019.

Lage nach Straßenbezeichnung: Mittelstraße 29
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'33.35'' N 8°17'34.07'' O
Höhe ü.N.N. 225 Meter


Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Es würde den Rahmen sprengen, wollte man an dieser Stelle eine ganz ausführliche Beschreibung unserer Pfarrkirche abliefern. Eine ganz ausführliche Beschreibung ist zu finden in den Mellricher Geschichtsbüchern:
1. "Aus der Geschichte der Herrlichkeit und des Kirchspiels Mellrich" von Dechant Franz Stille, Dezember 1935
2. "Mellrich ein Dorf an der Haar"
Herausgeber: Heimat- und Verkehrsverein Mellrich, Autor Karl Wasmuth.

Der Heimat-und Verkehrsverein hat aber auch eine kleine umfassende Broschüre herausgegeben :
"Die Pfarrkirche St. Alexander und Haus Eggeringhausen"
Diese Broschüre finden Sie nachstehend ausgedruckt, zu finden ist diese Broschüre aber auch in der Kirche, vor dem Gitter links am Schriftenstand.
Der Name "Mellrich" ist schwer zu deuten. Der eine Sachkundige leitet ihn her von "Melde", einer Pflanzenart mit staubig aussehenden Blättern; ein anderer meint, Mellrich komme her von "melden" = anzeigen, verraten - Melderike hieße also "Fürst des Verrates". Mehr Wahrscheinlichkeit hat wohl die Deutung eines dritten, "Mellrich" sei entstanden aus "medalrike" = Gerichtsstätte (aus Familien-Lesebuch "Aus der Geschichte der Herrlichkeit und des Kirchspiels Mellrich", Dechant Franz Stille, 1935)

Sehr geehrter Besucher der Mellricher Kirche!

Bevor Sie den Kirchplatz betreten haben, ist Ihnen gewiss Mellrichs Ehrenmal an der Dorfstraße aufgefallen. Die Erbauung dieses Denkmals ist auf die Initiative des "Kriegervereins Kirchspiel Mellrich" - heute "Kameradschaft ehemaliger Soldaten des Kirchspiels Mellrich" zurückzuführen. Es wurde im Jahre 1954 fertig gestellt und trägt auf sieben steinernen Tafeln die Namen der Gefallenen und Vermissten des Kirchspiels Mellrich aus den Kriegen 1870 - 1871, 1914 - 1918 und 1939 - 1945. Zum Kirchspiel Mellrich gehören die Orte Mellrich, Altenmellrich, Klieve, Robringhausen, Uelde und Waltringhausen.
Daran schließt sich der im Jahre 1992 durch die Gemeinde Anröchte geschaffene Dorfplatz an.

Vom Ehrenmal kommend fällt Ihr Blick auf den aus Anröchter Stein erbauten romanischen Kirchturm. Die Erbauungszeit dieses Turmes ist nicht genau bekannt, da es keine schriftlichen Hinweise darüber gibt. Aus Vergleichen mit anderen romanischen Kirchen der Nachbarschaft, deren Baubeginn leichter zu bestimmen ist und aus der Geschichte der Pfarrgründung in Mellrich (Ersterwähnung 1313) ist der Schluss wohl zulässig, die Bauzeit des Turmes in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts anzusetzen.

In der jetzigen Form zeigt sich der Turm seit 1885. Im Jahre 1880 vernichtete ein Feuer, verursacht durch Blitzeinschlag, den Turmhelm des ursprünglich niedrigeren Turmquaders. Nach diesem Brand beschloss der damalige Kirchenvorstand, das Mauerwerk des Turmes um 4,5 Meter zu erhöhen und, statt des gedrungenen quadrat-pyramidischen Helmes, eine schlanke achteckige Pyramide zu wählen.
Durch das erst 1864 erbaute, dem romanischen Stil angepasste Westportal (Bild 1) führt der Weg in den Turmraum und schließlich in den neoklassizistischen Hallenraum des Kirchenschiffes aus dem Jahre 1845. Der Entwurf dieses Raumes stammt von Karl Friedrich Schinkel, dem großen Baumeister des preußischen Staates des 19. Jahrhunderts. Nach einem romanischen und einem barocken handelt es sich um das dritte Kirchenschiff der Mellricher Kirche.



Der Blick fällt auf den Chorraum (Bild 2) mit seinen farbenprächtigen Gewölberippen. Drei Bilder schmücken die Kappen des Apsisgewölbes. Seitlich des großen Gurtbogens, der den Altarraum vom Kirchenschiff trennt, befinden sich in zwei Rundnischen die Seitenaltäre: nördlich der Marienaltar, südlich der Josefsaltar. Diese Bauelemente - Chorraum, Gurtbogen und Rundnischen - sind Reste einer 1864 durchgeführten Gesamteinwölbung des Kirchenraumes mit sechs schweren Tragepfeilern zum Zwecke einer dem Baustil des Turmes angepassten Romanisierung. Im Jahre 1963 wurden das Rundgewölbe und die Pfeiler bis auf die erhaltenen Reste entfernt (Bild 3).

Gewiss verrät Ihnen schon eine flüchtige Betrachtung der Inneneinrichtung, dass mehrere Stilepochen in den schönen Einrichtungsstücken ihre Spuren hinterlassen haben. Aus dem Grund seien sie in zeitlicher Reihenfolge, soweit das möglich ist, aufgeführt:


Zwei Epithapien (Bild 4 + 5) an den Wänden des Chorraumes: nördlich die Darstellung der Geburt Christi aus dem Jahre 1638, gestiftet von Pastor Moiskraut, südlich die Darstellung Mariä Himmelfahrt aus dem Jahre 1680, gestiftet von dem damaligen Richter Cale.

Diese beiden Kunstwerke gehören stilistisch in die Übergangsepoche von der Spätrenaissance zum Frühbarock.

Das Barockkreuz an der Nordwand: Es handelt sich offenbar um ein Vortragekreuz zu Prozessionen. Wegen fehlender Unterlagen ist das genaue Alter nicht feststellbar.

Der barocke Taufstein: Das Alter ist nicht feststellbar.

Die Doppelmadonna an einer stabilen Aufhängung mitten im Kirchenraum ist eine Schöpfung des Spätbarocks: 1772. Sie wurde von den "Jungfern und Junggesellen" aus Mellrich gestiftet, wie ein kleines Messingschild auf der Weltkugel, auf der die Gottesmutter steht, bekundet.
Bild 6: Diese schöne Kanzel stammt aus dem Jahre 1693. Sie wurde von Johannes Sasse aus Attendorn geschnitzt. Auffallend sind die Muschelbaldachine hinter den Häuptern der vier Evangelisten, ein Ornament in der barocken Kunst von 1690 bis 1720 etwa.


Der Hochaltar (Bild 7) ist eine sehr feine neugotische Schnitzerei aus dem Jahre 1894. (Firma Goldkuhle/Wiedenbrück)

Die Seitenaltäre, links der Marienaltar, rechts der Josefsaltar, sind ebenfalls neugotische Arbeiten. Um 1910 etwa nahmen sie hier ihre Plätze ein.

Die Gemälde in den Altarnischen - Marienaltar: Beauftragung des Dominikanerordens mit dem Rosenkranzgebet durch Papst Pius V.
Josefsaltar: Josefsaltar: die heilige Familie - wie auch das Fensterbild hinter dem Hochaltar, siehe Bild 7, aus dem Jahre 1868, ist der Nazarenerkunst zuzuordnen.
Die Heiligenfiguren gehören ebenfalls dieser Stilepoche an: St. Antonius von Padua und St. Alexander an der Nordwand und St. Liborius, der Patron des Erzbistums Paderborn, sowie St. Johann von Nepomuk, der Schutzpatron des Schützenvereins Mellrich-Waltringhausen, an der Südwand, die Kirchenfürsten Petrus und Paulus im großen Bogen zum Altarraum, sowie die Marien- und Herz-Jesu-Statue unter der Orgelbühne.

Der Kreuzweg, bestehend aus 14 Holzplastiken, wurde 1965 angeschafft. Er ist eine Arbeit des Künstlers Wesseling aus Bocholt.
Die Orgel ist nach einer Möller-Orgel (1725) und einer Orgel des Orgelbauers August Randebroik (1864) die dritte Orgel der Mellricher Kirche. Sie stammt aus dem Jahre 1916 und wurde von der Firma Stockmann aus Werl geliefert.



Vielleicht bleibt Ihnen noch ein wenig Zeit zu einem Rundgang um die Kirche. Beim Austritt aus dem Turmportal fällt Ihr Blick auf das in den Jahren 1827/1828 nach Plänen des Landesbaumeisters Plassmann aus Arnsberg erbaute Pfarrhaus. An dessen Ostseite steht das Mellricher Missionskreuz aus dem Jahre 1855. Mitten auf der Rasenfläche südlich der Kirche befindet sich die Gruft der Gutsbesitzerfamilie Henkelmann aus Klieve. Auffallend ist das schöne neugotische Denkmal innerhalb dieser Begräbnisstätte.

Unweit dieser Familiengruft fallen Ihnen zwei Grabdenkmäler auf: Rechts sehen Sie auf einer kräftigen Säule mit reich ornamentiertem Kapitell einen knienden Engel. Es handelt sich um das Grabdenkmal des aus Mellrich gebürtigen Arztes Dr. Budde, der eine Stiftung zur Besoldung einer Lehrerin für die Mädchenbildung in Mellrich hinterließ. Ein paar Schritte östlich dieses Denkmals wurde 1849 Pfarrer Theodor Herbst, der Erbauer der Mellricher Kirche, beigesetzt, wie die vordere Inschrift bekundet.

Wenden Sie sich nun bitte dem südlichen Kircheneingang zu. Über diesem Eingang erblicken Sie eine Inschriftentafel. Die Inschrift in lateinischer Sprache ist ein Chronogramm, dessen groß geschriebene Buchstaben gleichzeitig lateinische Zahlzeichen sind. Der Größe nach zusammengezählt, ergeben diese Buchstaben die Jahreszahl 1845.

Östlich der Kirche, an der Mauer, steht ein im Jahre 1727 errichtetes barockes Heiligenhäuschen. Ein weiteres Heiligenhäuschen, errichtet im Jahre 1713, finden Sie bei Ihrem Rundgang auf der Nordseite. Auffallend ist der für die barocke Stilepoche untypische spitze Giebel.



Gewiss interessiert Sie der schöne Fachwerkbau (Bild 10), vor dessen südliche Giebelwand Sie schauen. Es handelt sich um das im Jahre 1852 von Heinrich Drepper, einem Bruder des 1855 verstorbenen Bischofs Franz Drepper, erbaute Küsterhaus. Von 1878 bis 1962 war es Wohnsitz der Mellricher Vikare. Seit 1989 dient es unter dem Namen "Franz-Drepper-Haus" als Pfarr- und Jugendheim, nachdem es in Eigenleistung renoviert worden ist.

Diese Erläuterungen sind nun eingebunden in einen Rundweg, der Sie durch Mellrich führt zu einzelnen Bildstöcken und anderen kulturellen Kleinoden unseres Dorfes.

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