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Nepomukplatz

Schweigen

In der Liebe gilt Schweigen
oft mehr als sprechen.
Es gibt eine Beredsamkeit des
Schweigens, die tiefer eindringt
als das Sprechen es könnte.

Blaise Pascal



Erläuterungen von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke, Weihnachten 2019
Lage nach Straßenverzeichnis: Schulstraße/Nepomukplatz
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'25.62'' Nord und 8°18'10.86'' Ost
Höhe ü.N.N. ca. 239 Meter

Der Bildstock und die Statue des hl. Johann von Nepomuk stehen unter Denkmalschutz, die Statue ist restauriert worden von der Fa. Madeia Möhnesee.

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Sie stehen vor oder auf dem Nepomukplatz mit mehreren Kunstobjekten. Der Platz kann begangen und alles abgetastet werden. Etwas Vorsicht ist geboten, da die Grasfläche Unebenheiten aufweist.
Hier sind mehrere Objekte vorhanden:
a) das Standbild des heiligen Johann von Nepomuk von 1725, denkmalgeschützt
b) der Bildstock zu Ehren des heiligen Sakramentes im Jahre 1705 errichtet, denkmalgeschützt,
c) die steinerne Kanzel sicher auch 1725 errichtet
d) die sieben steinernen Gebetsstelen, seit 2014
e) die zwei Stelen am Eingang, seit 2014
Darüber hinaus ist eine Sitzbank zum Verweilen aufgestellt.
Die barocke Statue des heiligen Johann von Nepomuk ist zweifellos das schönste Werk unter allen bildhauerischen Verehrungsgegenständen an den Straßen und Wegen Mellrichs. Sie steht hier nördlich des Schlosses Eggeringhausen auf dem Grundstück derer von Fürstenberg. Die Nepomukfigur besteht aus einem silikatisch gebundenen Sandstein; der Sockel dagegen besteht aus Anröchter Kalkstein.
Der quaderförmige Sockel der Statue ist auf allen Seitenflächen beschriftet. Die Schrift auf der westlichen Seite ist wiederum ein Monogramm. Ihm entnehmen wir die Jahreszahl der Errichtung dieser Statue.
Westseite:
HonorI DIVI JoannIs NepoMVCenI PatronI sVI erlgI faClebant iLLmi et ExeLLmi Max-Udalric et Mar. Erneste Francisca S. Rom Imp. Comites a' Kaunitz & Frisiae Orientalis et RIetbergae.
MDCCVVVIIIIIIIIII = 1725
Übersetzung:
Zur Ehre des göttlichen Johannes von Nepomuk, ihres Schutzpatrons, haben die erlauchtesten und vortrefflichsten Grafen des Heiligen Römischen Reiches Max-Udalric und Maria Ernestine Franziska von Kaunitz, Ostfriesland und Rietberg dafür gesorgt, daß (diese Statue) errichtet wurde.
Bei den folgenden Seiten Süden, Norden Osten ist der lateinische Text durchgängig zu lesen. Die Übersetzung bezieht sich nur ungefähr auf die Seiten und muss auch durchgängig gelesen werden.
Südseite:
Patria Patronum grata te voce salutat
Tu quque sis patriae portus et ora tuae.
Übersetzung:
Die dankbare Heimat grüßt dich als Schutzpatron mit lauter Stimme. Sei du deiner Heimat auch Hafen und sicheres Ufer.
Nordseite: En Tibi devotam tuaeris ab ho stibus Arcem
Illa Patrocinio tuta stet usque tuo.
Ostseite:
Dente venenato famam dum lingua lacessit. Famam tu red dis qui Tibi vota ferunt.
Übersetzung:
Wohlan, beschirme das dir ergebene Schloss vor Feinden. Durch deine Schirmherrschaft möge es solange sicher stehen, bis die Zunge, durch üble Nachrede vergiftet, guten Ruf hervorbringt. Denen die dir Verehrung entbieten, verleihst du hohes Ansehen.

Das Standbild wurde im Jahre 1725 durch den Grafen von Rietberg und Kaunitz aufgestellt. Zu diesem Standbild des heiligen Johann von Nepomuk geht alljährlich die traditionsreiche Prozession angeführt vom Schützenverein Mellrich-Waltringhausen mit vielen Gläubigen.

Der Platz ist dann wie immer ordentlich gepflegt von der Gärtnerfamilie Lehnen aus Mellrich, deren Großvater Mathias Lehnen von Lothar Freiherr von Fürstenberg mittels Urkunde zum Schloßgärtner bestellt wurde.

Vor der Statue ist ein Altartisch aufgebaut, wo der Priester dann die Monstranz mit dem Allerheiligsten aufstellt. Nach Absingen der Fürbitten und verschiedenen Liedern geht der Priester dann auf die steinerne Kanzel und hält die Festpredigt. Das Thema ist dann von ihm frei gewählt. In früheren Jahren kam extra zu diesem Festakt am Platz des heiligen Johann von Nepomuk ein Priester aus Rietberg, als Zeichen der Verbundenheit des Hauses Eggeringhausen mit Rietberg und hielt die Festpredigt. Meistens war das Thema: Das Leben und Wirken des heiligen Johann von Nepomuk.
Nach dem Festakt hier auf dem Platz geht die Prozession dann die Allee zum Schloss hinauf, geht durch das Schloss, hinten durch den Ehrenhof, durch den Park am Maststall vorbei weiter am Forsthaus entlang zur Mittelstrasse und dann lang durch das Dorf bis zur Kirche. In der Kirche ist dann das Ende der Prozession. Während der Prozession vom Anfang bis zum Ende werden Lieder im Wechsel mit der Blasmusik gesungen, die ganz genau auf den heiligen Johann von Nepomuk gedichtet sind und unter anderem sein Leben und Wirken sowie seinen Märtyrertod in der Moldau /Tschechien wiedergeben.
Zwischendurch möchte ich hier anmerken, dass es nach der Prozession in vielen Haushalten ein besonderes Essen gab, das Johannes-Essen. Fleisch jedweder Art mit Salzkartoffeln und Zwiebelgemüse. Wie wurde das Zwiebelgemüse zubereitet: Würfelig geschnittene Johannes-Zwiebeln in kochendes Wasser geben, kurz aufkochen lassen, abschütten, erneut mit Wasser bedecken und zum Kochen bringen. Salz, Rosinen und Butter zugeben, garen. Mit geriebenem Zwieback abschmecken; schmeckt auch gut zu Suppenfleisch.
Des weiteren ist seit dem Jahre 1705 ein barocker steinerner Bildstock auf dem Nepomukplatz aufgestellt. Die Aufstellung hat sicher auch der Graf von Rietberg und Kaunitz in Auftrag gegeben, da dieser zur damaligen Zeit auch der Schloss-Eigentümer war.
Der barocke Bildstock, allerdings mit einem spitzgiebeligen Dach hat folgende Inschriften:
J H S
Anno 1705 ad laudem venerabilis Sacramenti Hanc aediculam posit.
Übersetzung:
J H S: das Christus Monogramm und die Kurzform des Namens Jesu. Die drei Buchstaben entstammen dem griechischen Alphabet und bedeuten: J = Jota, H = Eta, S = Sigma, oder JHS = Jes- die Abkürzung für Jesus.
Im Jahre 1705 ist dieses Heiligenhäuschen zur Ehre des heiligen Sakramentes erbaut worden.
Der untere Teil der Inschrift ist arg verwittert. Mit einigen Ergänzungen läßt sich wohl dieses entnehmen:
Friedrich Ferdinandus cruse Quaestor mellricensis cum Anna ................ gesina
(...Untersuchungsrichter zu Mellrich mit Anna...) Der Bildstock ist etwa 1990 restauriert worden.
Die steinerne Kanzel, auch Predigtstuhl genannt, ist aus Ziegelsteinen gemauert und mit einem Putz versehen, darauf ein heller Anstrich. Zu der etwas erhöhten Ebene oder Standfläche des Predigers in der Kanzel führen drei Stufen mit etwas erhöhtem Auftritt aus Anröchter Stein.


Im Jahre 2014 wurden durch die Eheleute Willi und Christa Rinsche insgesamt 7 Stelen gestiftet und von Professor Ulrich Lindow Kiel so gestaltet, dass Gehörlose auf der schrägen Oberseite der Stelen das Vaterunser abtasten können.
Das bekannteste Gebet der Christen- das Vater unser - gliedert sich in sieben Bitten:
I. Geheiligt werde dein Name
II. Dein Reich komme
III. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden
IV. Unser tägliches Brot gib uns heute
V. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
VI. Und führe uns nicht in Versuchung
VII. Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Darüber hinaus sind noch zwei weitere Stelen mit Inschrift aufgestellt an der Einfahrt zum Nepomukplatz, die gleichzeitig das Befahren des Platzes verhindern.
Auf der linken Stele ist eingemeißelt: Gelobt sei Nepomuk
Auf der rechten Stele ist eingemeißelt: Heiliger Patron der Schützen von Mellrich und Waltringhausen

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