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Bildstock

Fa. Hesse (früher Lüchtefeld)

Gedächtnis

Was gut gepflanzt ist,
wird nicht ausgerissen.
Was treu bewahrt wird
geht nicht verloren.
Wer sein Gedächtnis Söhnen und
Enkeln hinterlässt, hört nicht auf.

Laotse



Erläuterungen von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke, Weihnachten 2019
Lage nach Straßenverzeichnis: Anröchter Straße 17/Ecke "In der Schlöte"
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'48.52'' Nord und 8°17'43.83'' Ost
Höhe ü.N.N. ca. 226 Meter

Der Bildstock steht unter Denkmalschutz und ist restauriert worden von Fa. Madeia Möhnesee.
Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier


Sie stehen vor einem unter Denkmalschutz befindlichen Bildstock aus grünem Anröchter Sandstein aus dem Jahr 1740. Der Bildstock steht etwa 3 Meter vom Gehweg entfernt auf dem Grundstück und ist durch einen Zaun zur Straße abgesichert.
Inschriften:


Bitte Für uns O Heiliger Antony in der Letzten Sterb St (un) DE
Wer Wunder und Zeichen suchen will: Bey S: Antoni Sindt es viel
Anno 1740 Den 13 Juny
Haben Wir Hennigcus Lüchtefeld
Und Anna Margaretha Kleine: Diesses Heilg Haus:
Zu Ehren Des Heiligen Antony: Von Padua : Auf Ehr Bauen lasen


Der Bildstock ist von den Eheleuten Lüchtefeld errichtet worden. Im Tabernakel sehen Sie noch die originale Relieftafel incl. Farbfassung mit der Darstellung des heiligen Antonius von Padua mit der Schrift: S. Antonius. Der Tabernakel war früher mit einem Eisengitter verschlossen. Hier ist einer der wenigen Bildstöcke, der noch eine originale Relieftafel incl. Farbfassung aufweist. Im halbrunden Bekrönungsstein ist eine schöne Inschriftenkartusche zu sehen.
Vor vielen Jahren ist der Bildstock umfassend restauriert worden von den Eheleuten Paul Lüchtefeld und seiner Frau Maria Theresia geb. Schnettler. Bis zur Errichtung des Wohnhauses stand der Bildstock nördlich des jetzigen Wohnhauses an einem Feldweg zu den Ländereien des Bauernhofes Lüchtefeld Mittelstraße 25. Nach Errichtung des Wohnhauses etwa 1933 versetzte Paul Lüchtefeld den Bildstock zur Anröchter Straße in den dort angelegten Vorgarten. Bis zum Ausbau der Anröchter Straße in den Jahren 1965/66 stand der Bildstock weiter dann in der Nähe des Hauseinganges zu Hs. 17, zwischenzeitlich war aus dem Vorgarten ein Parkplatz geworden. Mit Ausbau der Anröchter Straße erfolgte dann die Versetzung zum jetzigen Standort.
In den Jahren ab 1933 errichtete Paul Lüchtefeld auf dem angrenzenden Grundstück zunächst eine Schreinerwerkstatt und dann das Wohnhaus, dem sich die Hochzeit 1935 mit Anna Lüchtefeld geborene Füller aus Paderborn-Marienloh anschloss. Bis zu 40 Arbeitnehmer beschäftigte der Betrieb Lüchtefeld, bundesweit war der Betrieb tätig. Der Gründer des Betriebes, Paul Lüchtefeld war viele Jahre Bürgermeister der Gemeinde Mellrich. In seiner Amtszeit blühte die Gemeinde Mellrich, Schulneubau, neue Kanalisation, Bau der ersten Kläranlage, der Ausbau der Ortsdurchfahrten und vieles mehr, sind maßgeblich auf seine Initiative frühzeitig auf den Weg gebracht worden. Mitte der neunziger Jahre wurde der Betrieb verkauft, nachdem der Eigentümer und Betriebsinhaber Paul Lüchtefeld verstorben war.

In dem ersten Konzept einer Ahnenforschung des Hofes der Familie Lüchtefeld hat Herr Dr. Herberhold geschrieben:
Da kommt uns nun das Heiligenhäuschen, das beim Betrieb Lüchtefeld steht zu Hilfe, das zwar früher anderswo, aber auf Sößen ( Sößen war der Hofesname der Lüchtefelds) Land gestanden hat. Am Heiligenhäuschen sind 2 Inschriften, eine über die Stifter, die andere über das Motiv der Errichtung.
Uns interessiert zunächst die Inschrift am unteren Teile unter der Nische.
Sie lautet:
ANNO: 1740 DEN 13 JUNY HABEN WIER HENNINGUS LÜCHTEFELT: UND MARGRETA KLEINE: DIESES HEILIG HAUS: ZU: EHREN DES HEILIGEN ANTONY : VON PADUA: AUF EHR BAUEN ( auferbauen) LASE
Es kann also kein Zweifel bestehen, daß der Familienname des Mannes Lüchtefelt gewesen ist, seine Frau eine geborene Kleine war. Das Ehepaar führte den Namen Kühle, weil es auf dem alten Kühlen Hof saß. Dann hieß aber auch der Vater des Henningius nicht Ludowicus Kühle, sondern Ludowicus Lüchtefeld.
Nicht ohne Interesse für die Familiengeschichte ist auch, was als Motiv zur Errichtung des Heiligenhäuschens angegeben wird. Wir finden es versteckt in den Versen, die über der Nische stehen
Die obere Inschrift lautet: BITTE FÜR UNS O HEILIGER ANTONY IN DER LETZTEN STERBESTUNDE
Und weiter heißt es:"Wer wunder und zeichen suchen "will: Bey S: Antoni sind es viel"
Man geht sicher nicht fehl bei der Deutung dieser Texte, wenn man sich zunächst einmal daran erinnert, daß der Sohn Henning Kühle ( Lüchtefeld) Petrus Anthonius hieß. Es liegt deshalb nahe, die Errichtung des Antoniushäuschens mit ihm in Verbindung zu bringen. Möglicherweise hat er als Kind - er war bei der Errichtung des Häuschens etwa 5 Jahre alt - in Lebensgefahr geschwebt. Daher der Hinweis auf die Sterbestunde. Die Eltern versprachen, falls das Kind am Leben bliebe, dem heiligen Antonius die Errichtung des Heiligenhäuschens, um die von ihm erfahrene Hilfe allen Leuten bekannt zu machen. Es ist genau das, was heute noch in katholischen Gegenden gang und gäbe ist.
Die gereimten Verse: "Wer Wunder und Zeichen suchen will, bei S. Antoni sind es viel" sprechen diese im Glauben erfahrene Hilfe aus. Die Verse sind die Übersetzung des Responsoriums aus dem Brevier vom Feste des Heiligen: Si quaeris miracula, mors, error, calamitas, daemon, lepra fugiunt, aegri surgunt sani. Zu deutsch etwa: Wenn du suchest Wunderzeichen, Tod, Irrtum, Unheil, böse Geister, Aussatz weichen, Kranke stehen auf gesund.
Der Kehrvers lautet: Das Meer weicht zurück, die Ketten der Gefangenen fallen ab, verlorene Glieder und Gegenstände erbitten und erhalten Junge und Alte. Gefahren verschwinden, es weicht die Not, erzählen mögen sie es, jene, die es erfahren haben, die Leute von Padua.
Henning starb am 30.November 1755

Beleg: Kirchenbücher Pfarrei Mellrich, Band 3, Seite 375

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