Zum Verzeichnis der Bildstöcke, Wegkreuze und Grotten

Bildstock

Dicke Linde

Die Darstellung illustriert die Stellung Mariens im Heilsplan Gottes. Der Jesusknabe, der seine Augen schon auf die grausamen Leidenswerkzeuge gerichtet hält, mit denen er das verlorene Menschengeschlecht erlösen wird, umfasst Schutz suchend mit seinen beiden Händen die Hand seiner Mutter Maria. Auch wenn ihm vor Schrecken eine Sandale entgleitet, er selbst ruht sicher und geborgen in ihren Armen.
Maria indes richtet ihren Blick auf den Betrachter des Bildes. Ihr mildes und hoheitsvolles Antlitz vermittelt Mütterlichkeit, Weisheit und Fürsorge. Es ist als sprächen ihre Augen: So wie ich meinem göttlichen Sohn bei seinem Erlösungswerk helfen darf, so möchte ich auch Dir helfen, der Du an diesem meinem Bildnis vorübergehst. Bleib' ein wenig stehen, teile mit mir Deine Herzensanliegen, lege ab, was dich beschwert. Ich bitte für Dich bei meinem göttlichen Sohn.
So kannst du getröstet und mit neuer Zuversicht deiner Wege gehen im Vertrauen auf Unsere Liebe Frau von der Immerwährenden Hilfe.

Weitere Erläuterungen von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke, Weihnachten 2019
Lage nach Strassenbezeichnung: Am Alten Kirchweg von Mellrich - Altenmellrich
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'01.67'' Nord und 8°16'49.22'' Ost
Höhe ü.N.N. ca. 195 meter

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Der Bildstock ist von Fa. Madeia Möhnesee restauriert worden, steht unter Denkmalschutz, ist Eigentum der Familie von Fürstenberg und steht im Bereich der Gemarkung Altenmellrich an einem Waldrand.
In früheren Jahren stand hinter dem Bildstock eine dicke Linde. Der Standort des Bildstocks und die nahe Umgebung werden von den Mellrichern und Altenmellrichern " An der dicken Linde" benannt.
Der Bildstock kann angefasst werden da er unmittelbar am Strassenrand steht. Seit vielen Jahren ist der meistens mit einer Kerze und Blumenschmuck geschmückte Innenraum an der Rückwand mit einem ikonenartig aussehenden Bildnis der Muttergottes verziert. Es ist das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe, ein weitverbreitetes Gnadenbild und eine weltbekannte Mariendarstellung, deren Original aus dem 14. Jh. vermutlich von der Insel Kreta stammt.
Die Gottesmutter ist auf Goldgrund dargestellt. Sie trägt ein rotes Unter- und ein dunkelblaues, glänzendes Obergewand mit einem Stern auf dem Kopfschleier, diesen umgibt der Heiligenschein. Griechische Abkürzungen auf beiden Seiten kennzeichnen sie als Muttergottes. Auf dem linken Arm trägt sie das in grün und gold gekleidete Jesuskind. Das Haupt des Kindes ist mit einem Kreuznimbus umgeben, daneben steht abgekürzt der Name Jesus Christus.
Das Kind wird von der linken Hand der Mutter gehalten und greift mit beiden Händen nach ihrer rechten. Sein Kopf ist jedoch abgewandt, und der Blick geht zu dem Kreuz hinüber, das der Erzengel Gabriel trägt. Wie durch eine Bewegung vorahnenden Erschreckens hat sich von dem einen Fuß die Sandale gelöst und fällt zu Boden.
Beidseitig des Marienhauptes schweben Engel, die in verhüllten Händen die Leidenswerkzeuge Christi tragen. Auch sie sind durch griechische Buchstaben als die Erzengel Michael und Gabriel gekennzeichnet. (Zusatz vom Verfasser: rechts der Erzengel Gabriel trägt das Kreuz und links der Erzengel Michael trägt die Lanze, mit der in die Seite Christi gestoßen wurde, und einen Stock, mit dem dem sterbenden Christus am Kreuz ein mit Essig getränkter Schwamm gegen den Durst gereicht wurde).
In Deutschland wurde dieses Gnadenbild u.a. durch Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (Gründer der KAB) bekannt gemacht, der es vom 1. Vatikanischen Konzil (1869) aus Rom mitbrachte und als Kopie in Mainz auf seinem Grab aufstellen ließ.


Inschrift:
In HONOREM S. JOANNIS BAPT.
FRIDERICVS L. B.
DE FVERSTENBERG
EGGERINGHAVSEN
EX VOTO PARENTVUM
PIE DEFUNCTORUM
DD: ANNO MDCCCLXI
(L.B. = liber baro = Freiherr/DD. = deditum = hingegeben)


Übersetzung:
Zur Ehre des hl. Johannes des Täufers hat Freiherr Friedrich von Fürstenberg zu Eggeringhausen auf Wunsch seiner in Frieden verstorbenen Eltern ( dieses Heiligenhäuschen) im Jahre 1861 gestiftet.
Bis zum Juni 1938 war dieser Bildstock die 1. Station gelegentlich der Johannes Prozession, die von der Kirche in Mellrich in jährlichem Rhythmus abwechselnd in einzelne Kirchspielsdörfer ging.
Alfred Hoppe schreibt dazu in seinem Buch "Die Geschichte der St.-Georgs-Kapelle Altenmellrich":
Zu Ehren des hl. Johannes des Täufers wurde hier im Kirchspiel Mellrich seit Menschengedenken die Johannes Prozession durch geführt. Am Sonntag nach dem 24. Juni ging diese Prozession im jährlichen Wechsel von Mellrich zu den Kirchspielsdörfern Altenmellrich, Klieve, Robringhausen und Uelde.
Die Prozession begann in der Hauptkirche in Mellrich mit einer hl. Messe. Sie zog dann mit dem Allerheiligsten, Baldachin und Vereinsfahnen in Richtung Altenmellrich durch den "Alten Kirchweg". An der "Dicken Linde", am Heiligenhaus Fürstenberg, Abzweig Beiwende, war die erste Gebetsstation. Der Weg führte weiter durch die Knappsteinstraße zur Kapelle. Hier war die zweite Station. Danach wurden alle Gläubigen in den Familien mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Nach ca. einer Stunde Aufenthalt wurde durch Glockengeläut das Zeichen zum Aufbruch gegeben. Die Prozession ging dann weiter durch das mit Blumen, Altären und Ehrenbögen geschmückte Dorf wieder in Richtung Mellrich. Auf dem Schaffstein, an Henken Kreuz war die letzte Station. Nach dieser Station durften die Altenmellricher wieder nach Hause gehen. In der Hauptkirche in Mellrich war die letzte Station. Die Johannesprozessionen fanden bis zum zweiten Weltkrieg statt. Unter dem NS-Regime war es nicht mehr möglich. Die letzte Johannesprozession nach Altenmellrich war im Juni 1938. Nach dem zweiten Weltkrieg ist sie nicht mehr durchgeführt worden.
Zusatz vom Verfasser Henneke: In den letzten Tagen erzählte mir dazu Frau Anni Deimel ihr Onkel Eugen Grimmelt habe ihr vor vielen Jahren erzählt, daß er den Bildstock am Sunderwald (siehe hier unter Nr. 13) jeweils zur Johannes-Prozession geschmückt habe. Wenn zu erwarten war, daß die Prozessionsteilnehmer bald von Altenmellrich kommend in Mellrich ankamen, dann legte er sich im Stassengraben auf die Lauer, um den Prozessionszug frühzeitig erspähen zu können um passend und frühzeitig die Kerzen am Bildstock anzünden zu können.
Eine weitere Erzählung erfuhr ich von Joe Schulte Waltringhausen. Hinsichtlich der Johannes-Prozession nach Robringhausen, Waltringhausen oder Klieve war auch ihm bekannt, daß die Mellricher Prozessionsteilnehmer in den Dörfern köstlich und reichlich bewirtet wurden. Dies sei Brauch und Ehrensache der besuchten Dörfer gewesen. Zur Prozession selbst wurden die Strassen und Häuser festlich geschmückt mit Blumen, Ehrenbögen Girlanden Hausaltären und langen Blumenteppichen auf den Strassen. Nach seinen Worten wurde Robringhausen und Klieve besucht. Waltringhausen wurde dadurch geehrt, in dem man durch's festlich geschmückte Waltringhausen nach Klieve ging.

Zum Verzeichnis der Bildstöcke, Wegkreuze und Grotten