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Richtstätte

des Patrimonialgerichtes Mellrich

Lebenslicht

Niemand ist so arm,
dass er nicht für einen Ärmeren
ein Sonnenstrahl, ein Lebenslicht
werden könnte - niemand so reich,
dass er nicht beides brauchte.

Hermann Brezzel


Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke Weihnachten 2019.

Lage nach Straßenbezeichnung: Anröchter Straße
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'48.93'' N 8°17'53.51'' O
Höhe ü.N.N. 225 Meter

Bislang nicht ganz eindeutig geklärt ist der genaue Standort der früheren Richtstätte oder besser gesagt Hinrichtungsstätte. Die Art der Hinrichtung in Mellrich oder im Einzugsbereich des "Patrimonialgerichtes der Herrlichkeit Mellrich" war oft oder über lange Zeiträume der Galgen. Bei der Schilderung um die Richtstätte greife ich gerne auf die intensiven Forschungen von Anni Droste(Menden) geb. Kersting aus Mellrich zurück.
Dieser Bericht bzw. die Forschungsergebnisse sind ausführlich abgedruckt in den Heimatblättern 2011, ab Seite 177.
Zunächst weise ich noch darauf hin, dass in Vorbereitung des Termins "Unser Dorf hat Zukunft" im Jahre 2011 dieser Gedenkstein aufgestellt wurde. Die Inschrift lautet: Richtstätte Patrimonialgericht Mellrich. In vertieft erhabener Bildhauertechnik wurde senkrecht ein Schwert gemeißelt. An der Seite ist zu lesen: Aufgestellt im Juni 2011, F(ranz). Grae-Budde ( Ortsvorsteher) G(erhard) Henneke (Ortsheimatpfleger). Dietmar Gördes war der Bildhauer. Im nachfolgenden Verlauf der Zeit habe ich zu beiden Seiten je eine Himalaja-Birke selbst angepflanzt, bot. Namen "Betula Utilis". Dieser Baum mit der schneeweißen Rinde soll daran erinnern, daß an dieser Stelle auch Frauen als Hexen unschuldig den Tod fanden. Mit Kindern unserer Grundschule bin ich dort gewesen und habe den beeindruckten Kindern diesbezügliche Erklärungen abgegeben.
Gerichtsherren des Patrimonialgerichtes Mellrich waren nach Nölke von Mellrich ab 1483 die Herren von Ketteler, ab 1618 die Grafen von Rietberg und von 1690 bis zur Auflösung im Jahre 1847 die Grafen von Plettenberg-Lehnhausen zu Hovestadt.
Um der Frage nachzugehen: "Wurden in Mellrich auch Hexen verbrannt?" gibt es eindeutige Hinweise, die diese Frage bejahen.
Ein Verzeichnis der Freien und Eigenhörigen im Kirchspiel aus dem Jahre 1613 führt einen Dirch Schut binnen Mellrich wohnhaft, auf. Der zusätzliche Vermerk lautet:
Ao (Anno) 1627 verbrannt - Ihm vom Nachlaß berechnet 20 thlr.
Es war bei Hinrichtungen üblich, daß die Kosten des Verfahrens Entgelt, Verzehr für den Scharfrichter, der Schöffen und des Büttels sowie das Holz zum Verbrennen aus dem Nachlass des Verurteilten bezahlt wurde.
Es gibt Belege darüber, wieviele Gerichtsverhandlungen es gab, wie lange der Verurteilte gespeist wurde, wie viel der Büttel für das "Brandmarken" und für das "Geißeln" bekam.
Am 14.Mai 1672 schrieb die Gerichtsherrin Anna Catharina Gräfin zu Rietberg:
Es solle Unser Richter und Renthmeister Zu Mellrich Allhardt Lothar Wildt den verfallenen Kaek zu Mellrich hinwiederumb reparieren und mit nötigen Handt und Halßbändern aufrichten lassen. (Kaeck oder Kaak war das mittelniederdeutsche Wort für Schandpfahl oder Pranger).
Auf der Grundlage der historischen Karte der Herrlichkeit Mellrich von 1691 wurde der vor Ihnen stehende Gedenkstein im Jahre 2011 am Wegesrand aufgestellt.
Den ausführlichen Artikel von Anni Droste lesen Sie hier.

Diese Erläuterungen sind nun eingebunden in einen Rundweg, der Sie durch Mellrich führt zu einzelnen Bildstöcken und anderen kulturellen Kleinoden unseres Dorfes.

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