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Grabanlagen aus der Jungsteinszeit

sogen. Glockenbecherkultur ca. 2.500 v. Chr.

Sinn des Lebens

Wenn durch einen Menschen
ein wenig mehr Liebe und Güte
ein wenig mehr Licht und
Wahrheit in der Welt war
hat sein Leben einen Sinn gehabt.

(Alfred Delp)

Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke Weihnachten 2019.

Lage nach Straßenbezeichnung: Am Mühlenberg
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'13.12'' N 8°17'35.21'' O
Höhe ü.N.N. 242 Meter

Die Grabanlagen sind Naturdenkmale und stehen unter dem Schutz des Denkmalschutzgesetzes.

Sie stehen vor einer Stele, die mit dem eingemeißelten, flach liegenden D das Symbol eines Hügelgrabes deutlich macht.
Nicht an diesem Platz, sondern in den Wäldern irgendwo sind ca. 2.500 v. Chr. Verstorbene bestattet worden.
Man würde dem interessierten Besucher keinen Gefallen tun, ihn in die Wälder an Ort und Stelle zu führen, es ist auch quasi nichts zu sehen, als eine leichte Hügelung mit mächtigen Bäumen drauf gewachsen.

Die Stele wurde im Juni 2019 von mir aufgestellt, dazu machte ich das Betonfundament, ein sogenanntes Köcherfundament. Den Beton stiftete Willi Klamann, der Stein wurde gestiftet von Steinbruchunternehmer Willi Rinsche, die Inschrift stellte Bildhauer Hans-Dieter Schütte aus Klieve her.

Hügelgräber vom Ende der Steinzeit in der Mellricher Flur
von Prof. Dr. Michael Baales
LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe

"Wer sie nicht kennt, wird sie kaum entdecken können. Die Grabhügel sind eher unscheinbar und liegen verborgen in den Wäldern südöstlich Mellrich. Sieben dieser flachen Hügel bilden eine kleine Gruppe, ein weiterer liegt abseits weiter westlich. Möglicherweise waren es früher einmal mehr, doch nur diese sind der Forschung seit Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt.
Die Grabhügel gehören an das Ende der Steinzeit, genauer der Jungsteinzeit (End-Neolithikum) und datieren in die Zeit um 2500 v. Chr. Damals hatte man wieder begonnen, die Toten einzeln zu bestatten, unter einer Hügelschüttung. Mitunter lag die Bestattung im Bereich eines Holzeinbaus, der dann überhügelt wurde. Grabungen in zeitgleichen, größeren Grabhügeln bei Werl und Erwitte-Schmerlecke haben derartige Überreste dokumentieren können.
Mit Beginn der Jungsteinzeit in Westfalen vor etwa 7400 Jahren hat der Mensch seine Toten zumeist vollständig in Erdgräbern auf kleinen Gräberfeldern beigesetzt.
Das älteste bisher bekannte Gräberfeld in Westfalen vom Ende der sogenannten Linearbandkeramik um 5000 v. Chr. liegt in Ostwestfalen und wurde nach 2011 in mehreren Grabungskampagnen ausgegraben. Jüngere Gräber kennen wir aus dem Westen von Soest.
Um 3500 v. Chr. begann man aus großen Steinen oder Trockenmauerwerk errichtete große Grabanlagen, sogenannte Galleriegräber oder aus eiszeitlichen Findlingen bestehende Megalithgräber zu errichten. Hier bestattete eine Gemeinschaft über längere Zeit ihre Toten. Danach ging man wieder zu den - zumeist - einzelnen Erdbestattungen über, von denen noch einige Grabhügel, wie bei Mellrich, zeugen.
Sie sind heute zerflossen; 10 - 15 m im Durchmesser und kaum 1 m noch über dem Gelände erhalten. Die Jahrtausende haben ihr Tribut gefordert.
Insgesamt wissen wir wenig mehr, als dass es Grabhügel sind. Moderne Grabungen haben hier nicht stattgefunden, sie würden diese Bodendenkmäler letztlich auch nur zerstören. Deshalb sind sie auch seit 1985 rechtskräftig in die Denkmalliste der Gemeinde Anröchte verzeichnet.
In den 1920er Jahren und nach dem Krieg gab es kleinere Untersuchungen, deren Ergebnisse jedoch eher bescheiden sind. Starke zerfallene Reste eines Kupferdolches wurden gefunden - damals wurden bereits seit gut tausend Jahren erste Metallgegenstände, die aus Südosteuropa ihren Weg nach Westfalen fanden, genutzt. Wenige Keramikreste und menschliche Skelettteile wurden geborgen. Vielleicht gehörten sie zu sogenannten Nachbestattungen, die in dem älteren Grabhügel eingebracht worden waren.
Entlang des Haarstranges sind zahlreiche dieser endneolithischen Grabhügelfelder bekannt oder doch bekannt gewesen. Viele sind durch den Ackerbau oder Bebauung mittlerweile zerstört, so vor allem südlich Werl. Manche konnten noch archäologisch untersucht werden. Die Hügel bei Erwitte-Schmerlecke waren nur noch in Form eines Kreisgrabens - innerhalb einst der Hügel aufgeworfen war - und von innerhalb liegenden Pfostenspuren unter dem Ackerboden erhalten; der Hügel selbst war schon lange zerpflügt.
Umso wichtiger ist es, dass die heute noch vorhandenen Grabhügel wie die südöstlich Mellrich der Nachwelt als Zeugnisse früher Jenseitsvorstellungen erhalten bleiben."

Im LWL-Museum für Archäologie in Herne, Europaplatz 1, können die Besucher viele interessante Forschungsergebnisse erfahren.
Im Internet ist auf der Startseite gleich zu Anfang zu lesen:
"Entdecken Sie unsere 3000 Quadratmeter große unterirdische Grabungslandschaft und erforschen Sie die Geschichte Westfalens auf den Spuren der Archäologen. Über 10 000 Funde enthüllen die Menschheitsgeschichte dieser Region: vom Faustkeil aus Mammutknochen bis zum Puppenkopf aus dem Bombenschutt des 2. Weltkrieges, von den Spuren erster Siedlungen über Funde aus Burgen und Schlössern bis zur Industriearchäologie der Metropole "Ruhr".
Sehen Sie die "Bodenschätze" Westfalens in einer hochmodernen Präsentation und werden Sie in unserem preisgekrönten Forscherlabor selbst zum Entdecker und zur Wissenschaftlerin. Die spannende Welt der Archäologie wartet auf Sie!
Das Museum hat binnen zwölf Jahren über 1 Million Besucher in die Welt der Archäologie entführt. Wir bedanken uns dafür!"

Als vergleichende Beispiele für die Grabhügel in Mellrich habe ich mal einige Fotos aus dem Museum mitgebracht, natürlich können Sie vieles mehr erfahren unter www.lwl-landesmuseum-herne.de. Ein Besuch lohnt sich sehr, es ist ein Erlebnis der besonderen Art; viele Schulklassen besuchen das Museum.

Hügelgräber, viel Aufwand für Wenige.
Zwischen 2.800 und 1.300 v. Chr. bestatteten die Menschen nur ausgewählte Persönlichkeiten mit großem Aufwand. Zunächst waren es Männer, denen sie einen Tonbecher und ihre Statussymbole ins Grab legten. Streitäxte oder Beile aus Felsgestein und Dolche aus Feuerstein, Kupfer oder Bronze. Später wählte man eher Frauen aus und begrub sie mit ihrem Schmuck.
Nach der Beerdigung in einem Baumsarg errichtete die Trauergemeinde über dem Grab einen weithin sichtbaren Hügel, den sie je nach Region mit einem Pfostenkranz, einer Ringmauer oder einem Kreisgraben einfasste.
Die Grabhügel lagen einzeln oder in lockeren Gruppen in der Landschaft verstreut. Ab 1.300 v. Chr. kamen Urnengräber hinzu und allmählich entstanden größere Friedhöfe.

Grab eines Mannes

Schnitt durch einen Grabhügel
Tote Bäuerin
Die Gemeinschaft bestattete diese etwa 20 -jährige Frau in der Nähe einer Siedlung. Auch im Museum ist ihr Blick nach Osten gerichtet.

Fundort: Willebadessen-Löwen, Kreis Höxter
Datierung 5.300 bis 4.800 v. Chr.

Ein Häufchen Asche
2050 Gramm - soviel wiegt der Leichenbrand einer jungen Frau. Sie ist 18 Jahre alt und 164 Zentimeter groß geworden.

Fundort: Telgte-Raestrup, Kreis Warendorf
Datierung: um 900 v. Chr.

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