Vergangenheit und Gegenwart

des Schützenvereins Mellrich-Waltringhausen

I. Geschichtlicher Überblick

Die Mellricher Schützengilde hat seit uralten Zeiten bestanden. Bei den Nachforschungen zur Ortschronik der Gemeinde Anröchte stellte sich heraus, dass bei einer Zeugenbefragung, die in Soest am 18. Juli 1596 vorgenommen wurde und die Rechte des Hauses Eggeringhausen klären helfen sollte, einige Zeugen zu Protokoll gaben, man habe "auf dem Vogelschießen und den Kirchspielsgelagen zu Neuenmellrich (später Mellrich) den Platz gefreit" (StAM Grafschaft Rietberg Akten 693 fol. 6-7). Somit ist der Schützenverein Mellrich-Waltringhausen der nachweislich älteste Schützenverein in der Gemeinde Anröchte.
Daher konnte der Verein im Jahre 1996 sein 400-jähriges Bestehen feiern. Während dieses Jubiläums wurde auch eine neue Fahne geweiht.
Nach 1596 finden sich nur wenige Funde für die Existenz des Vereins. Zu einer Neugründung kam es nachweislich im Jahre 1746. Der Verein besitzt en Schriftstück aus dem Jahre 1746. Es ist ein Büchlein, in dem die "Verhaltensmaßregeln der Mitglieder und die ersten Mitglieder von 1746 und 1747" aufgeführt sind.

Von altersher war dieser Schützenverein eine kirchliche Vereinigung gewesen und von Papst Pius IV. am 4. April 1748 zu einer kirchlichen Bruderschaft erhoben worden. Diese Bruderschaft, die den Titel "Bruderschaft zur Verehrung des hl. Johann Nepomuk" führt, ist mit besonderen Gnaden und Ablässen ausgestattet. Wie kam die Verehrung des Heiligen Johann von Nepomuk nun nach Mellrich? Das Grafenpaar Maria-Ernestina-Franziska und Maximilian-Ulrich von Kaunitz führte die Verehrung des Hl. Johann von Nepomuk nicht nur in der Grafschaft Rietberg, sondern auch in seiner "Herrlichkeit" Mellrich im kurkölnischen Herzogtum Westfalen ein. Im Jahre 1725 wurde in der Nähe des Hauses Eggeringhausen eine Statue errichtet.
Alljährlich, wenn das Schützenfest in Mellrich und Waltringhausen am 16. Mai oder an dem darauf folgenden Sonntag gefeiert wird, ist die Verehrung des heiligen Johann von Nepomuk wesentlicher Bestandteil des Festes. So beginnen die Feierlichkeiten am ersten Festtag mit der Andacht zu Ehren des Schutzpatrons in der Pfarrkirche Sankt Alexander. Höhepunkt am Schützenfestsonntag, und wohl einmalig in Westfalen, ist die Prozession nach dem Festhochamt, die zum Standbild des Heiligen führt, das in der Nähe des Schlosses Eggeringhausen steht. In eigenen, begeistert gesungenen "Nepomukliedern" werden die Tugenden des heiligen Johann von Nepomuk besungen: Verschwiegenheit, Keuschheit, Beständigkeit, Gottes- und Nächstenliebe.
Im Jahre 1859 wurde die Mellricher Schützengilde zur "Mellricher Kirchspiel-Schützengesellschaft" umgebildet. Diese erfuhr eine weitere Neugestaltung im Jahre 1913, als sie sich unter dem Namen "Mellricher Kirchspiels-Schützenverein" gründete.
In seinen Bemühungen, den Fortbestand des Vereins zu sichern, sah er sich unter dem Druck der Zeitverhältnisse im Jahre 1949 gezwungen, seine Tradition unter dem Namen "Heimatschutzverein des Kirchspiels Mellrich e. V." fortzusetzen.
Dank der Gunst der weiteren Zeitentwicklung nahm der Verein im Jahre 1953 den früher geführten Namen "Mellricher Kirchspiels-Schützenverein" wieder an. Im Jahre 1982 gab sich der Verein eine neue Satzung und trägt seither den Namen "Schützenverein Mellrich-Waltringhausen e. V.". Er ist unter diesem Namen im Vereinsregister des Amtsgerichts zu Lippstadt eingetragen. Der Verein zählt heute 469 (Stand: 31.12.2005) sowohl männliche als auch weibliche Mitglieder aller Altersklassen.

II. Die Schützenhalle

Die Geschichte der Mellricher Schützenhalle beginnt am 3. Februar 1865, als nämlich in einer Generalversammlung beschlossen wurde, das heutige Grundstück anzukaufen. Zu dem Bau einer Halle kam es jedoch erst im Jahre 1878. So steht in einem Protokoll der Generalversammlung vom 10. Juni 1878: "Beratung wegen Neubau eines massiven Tanzzeltes". Dieses wurde durch Stimmenmehrheit, fast einstimmig, genehmigt.
Nach einem völlig verregneten Schützenfest im Jahre 1926 entschloss man sich, die Schützenhalle grundlegend neu zu bauen und den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Jeder Arbeiter musste drei Tage gratis helfen. Das ganze Dorf half mit, so dass schon im Herbst 1926 das Richtfest gefeiert werden konnte.
In den Jahren 1935 bis 1939, bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, wurde in der Schützenhalle ein Landjahrlager eingerichtet. So kamen in jedem Jahr etwa 80 Jungen im Alter von 14 Jahren, meist aus Mitteldeutschland, nach Mellrich ins Landjahrlager, das vom 1. April bis 15. November dauerte. Während des Schützenfestes konnte die Schützenhalle dennoch benutzt werden, denn die Jugendlichen wurden über die Festtage im Dorf untergebracht.
In den Jahren 1949 bis 1954 diente die Schützenhalle als Kreisjugendheim. Die Schützenhalle wurde von der Kreisverwaltung Lippstadt für die Jugend des Kreises gemietet. Laut Vertrag blieben bestimmte Termine im Jahr für die Feste des Schützenvereins frei von Belegungen. Mellrich wurde zum Treffpunkt der Jugend des Kreises und zur Begegnungsstätte auch auf Landesebene.
Ständig wurden an der Schützenhalle Umbauarbeiten durchgeführt. So im Jahre 1962, als der Holzfußboden entfernt und durch Terrazzo-Asphaltplatten ersetzt wurde. Auf der Westseite der Schützenhalle wurden im Jahre 1976 die Toilettenanlagen erweitert und ein gemütlicher Essraum eingerichtet.
Die Schützenhalle diente auch als Gotteshaus, denn in den Jahren 1963/64, 1975 und 2006 stand die Pfarrkirche St. Alexander wegen Umbau- und Restaurierungsarbeiten nicht zur Verfügung.
In einer außerordentlichen Generalversammlung am 26. November 1989 wurde beschlossen, die Schützenhalle grundlegend umzubauen. Am 11. Mai 1990 erfolgte der erste Spatenstich. In den folgenden Monaten wurde die Schützenhalle grundlegend umgestaltet. So wurde auf der Südseite der Schützenhalle eine Fläche von ca. 3.000 m² für einen neuen Festplatz angepachtet. Somit konnte der Haupteingang zum Süden hin verlegt werden. Grund hierfür war die kritische Verkehrssituation auf der vielbefahrenen Schützenstraße an der Nordseite der Halle. Des Weiteren wurden die Toilettenanlagen geändert, eine zweite Treppe zur Empore errichtet, die Decken renoviert und eine neue Heizungsanlage eingebaut. Insgesamt wurden laut dem geführten Tagebuch durch die Mitglieder des Vereins über 10.000 Arbeitsstunden geleistet.
Neben den geleisteten Arbeitsstunden bezifferten sich die Gesamtausgaben nach der Fertigstellung des Umbaus auf insgesamt ca. 385.000,00 DM, die zum Einen durch einen Landeszuschuss in Höhe von 111.250,00 DM und zum Anderen durch einen Zuschuss der Gemeinde Anöchte in Höhe von 70.000,00 DM finanziert wurden. Der größte Teil in Höhe von ca. 205.000,00 DM musste jedoch durch den Verein selbst aufgebracht werden. Der Abschluss der Umbaumaßnahme wurde am 13. und 14. April 1991 mit einem feierlichen Einweihungsfest begangen. Erwähnt sei an dieser Stelle der Kauf eines 811 qm großen Grundstücks am Prozessionsweg auf der Ostseite der Schützenhalle im Jahre 1997. Anfang 1998 begannen die Arbeiten am neuen Parkplatz, der für 31 Pkw Platz bietet und im Rahmen des Kinderschützenfestes im September 1998 feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde.
Da im Laufe der Jahre auf der Südseite des Hallendaches Feuchtigkeit eingedrungen war, erfolgte im Jahre 2005 die Sanierung des Daches mit einem Kostenaufwand von rund 30.000 EUR. Ferner wurden noch rechtzeitig vor dem Schützenfest 2005 in der Küche der Schützenhalle Fliesen und die Elektrik erneuert sowie eine neue Ablüftung eingebaut.
Die Schützenhalle dient heute der gesamten Dorfbevölkerung für verschiedene Veranstaltungen. In den verschiedenen Räumlichkeiten finden je nach Bedarf und Art der Veranstaltung 40 bis 450 Personen Platz. Neben öffentlichen und privaten Feiern finden hier Gymnastikkurse des DJK-Sportvereins, Versammlungen, Kindertrödelmärkte, Karnevalsveranstaltungen, Musikkonzerte sowie andere Veranstaltungen statt.

III. Der Schützenverein im Dorfleben

Das Schützenfest, welches alljährlich am 16. Mai oder an dem darauf folgenden Sonntag gefeiert wird, ist wohl das Hauptfest für Jung und Alt in der dörflichen Gemeinschaft. Zu keinem anderen Fest "putzen" sich die Dörfer so heraus wie für das Schützenfest und zu keinem anderen Fest kehren so viele ehemalige Einwohner der Orte zurück nach Mellrich oder Waltringhausen, um mit ihren Verwandten und Bekannten nicht nur dieses Fest zu feiern, sondern auch Kontakte und alte Freundschaften zu pflegen und zu vertiefen.
Jeweils zu Fronleichnam findet nach der Prozession ein großes Konzert in der Schützenhalle statt, an dem alle Schützenvereine des Kirchspiels Mellrich teilnehmen. Zu den weiteren Aktivitäten des Schützenvereins gehören der traditionelle Schnadgang, das Kinderschützenfest und der Winterball sowie die Pflege der gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu den Schützenvereinen in den Nachbarorten. Ferner beteiligt sich der Schützenverein auch an der Gestaltung des Martinszuges.