Erntedank

in St. Alexander

4. Oktober 2020

Wie immer: zum Vergrößern Bilder anklicken!

Erfreulich gut besucht war das Erntedankhochamt in Sankt Alexander zu Mellrich. Der Chorraum war für diesen Festgottesdienst von der KLJB Altenmellrich reichlich geschmückt und Vikar Johannes Sanders freute sich über das Engagement der Jugendlichen. Der Geistliche stellte in seiner Predigt den Zusammenhang zwischen dem Tag der Deutschen Einheit und dem Erntedankfest her, denn beide Feste haben etwas miteinander zu tun. Am Ende der Messe segnete Vikar Sanders die Minibrote und Erntegaben. Die Katholische Landjugend Altenmellrich mit Annelie Dicke, Luisa Hübener, Mia Süggeler und Paula Dicke hatten den Gottesdienst mitgestaltet, informierten dann über die diesjährige Minibrotaktion und boten die Minibrote schließlich zum Kauf an.
Pfarrer i.R. Dr. Heinrich Wieczorek hielt zum Erntedankfest 2020 eine eindrucksvolle Predigt in St. Johannes zu Rüthen, hier zum Nachlesen...

Wir sind zu Dankbarkeit verpflichtet!

Liebe Schwestern und Brüder!
Zwei Gedanken beschäftigen uns heute Abend hier in diesem Gottesdienst: im politischen Deutschland - die Einheit Deutschlands und im christlichen Bereich- der Vorabend zum Erntedankfest.
1. Über vier Jahrzehnte waren Berlin, Deutschland und Europa geteilt. 30 Jahre nach der Deutschen Einheit wachsen Ost und West weiter zusammen. Gleichzeitig bleiben die Spuren der Teilung bis heute sichtbar- in der Gesellschaft, in der Politik und Wirtschaft. Die Teilung des deutschen Volkes zeigt sich auch ganz besonders im religiösen Leben. Das kommunistische, atheistische System hat tiefe Wunden in den menschlichen Herzen eingerichtet. Die Spuren des ideologischen und religiösen Kampfes sind bis heute sichtbar. Deshalb sind wir Christen in Ost und West besonders aufgerufen zum Gebet für die wahre und echte Einheit, damit wir als Christen in die friedliche Zukunft schauen dürfen. Der Tag der Einheit ist für uns in erster Linie ein Tag des Gebetes und das wollen wir auch ganz besonders in diesem Gottesdienst tun.
2. Wir feiern heute aber auch die Vorabendmesse zum Erntedankfest.
Es ist ein schöner und tiefer Satz vom Wilhelm Busch, der sehr gut zu unserem Erntedankfest passt: "Es ist ein lobenswerter Brauch, wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch."
-Ich weiß es nicht, ob Wilhelm Busch an das Erntedankfest gedacht hat, als er diesen Satz geschrieben hat. Denn anlässlich der großen Ernte haben die Menschen nie vergessen, wem sie ihren Reichtum letztlich verdanken. Sie trugen ihre Erntegaben vor den Altar und schlossen so den Kreislauf der Natur: Was Gottes gute Erde wachsen ließ, stellten sie dankbar wieder vor Gott hin.
- Eigentlich ist das Erntedankfest eines der aktuellsten Feste in unserer Gesellschaft geworden. Dieses Fest hat eine doppelte Bedeutung:

- Erstens:
Das Erntedankfest macht uns den Boden, das Fundament bewusst, auf dem wir Menschen letztlich mit all unseren Errungenschaften stehen und den wir in einer Wohlstandsgesellschaft leicht vergessen: nämlich den Boden der Natur, den Boden der Erde. Das sagt uns auch Jesus Christus in dem Gleichnis des heutigen Evangeliums. Der Gutsbesitzer ist Gott selber. Der Weinberg ist das Volk Israel. Die Winzer - das sind die Führer des Volkes Israel: Die Priester, die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Der Sohn des Gutsbesitzers ist natürlich Jesus Christus, der getötet wurde im eigenen Weinberg. Das Gleichnis zeigt Gott als den geduldigen und gerechten Gutsbesitzer. Er gibt dem Volk eine Chance nach der anderen. Aber das Volk hat die Hand Gottes abgelehnt.
Und zweitens: Erntedank gibt uns die Möglichkeit, einen dankbaren Blick zu entwickeln für das Gute im eigenen Leben. Deshalb sollten wir uns die Frage stellen - wie ich mit den Früchten meines persönlichen Lebens umgehe, ob ich das Gute und Schöne meines Lebens zu schätzen weiß oder ob mir das alles gleichgültig und selbstverständlich ist. -Erntedank bedeutet, dass ich mich einmal hinsetze und danke für das viele Gute, mit dem ich in meinem Leben beschenkt worden bin. Dieser Dank für das Gute hilft uns, das Schwere in unserem Leben anzunehmen.
- Ein berühmter Psychotherapeut sagte einmal: Wer aus einer Haltung des Dankes lebt, wird nie depressiv! - Der Ap. Paulus ruft seine Gemeinden immer wieder dazu auf: Seid dankbar. Wer nicht danken kann, kann auch nicht Eucharistie feiern, denn hier geht es um den großen Dank unseres Lebens. Wer aber das tut, der wird sich nicht länger weigern, das Teilen neu zu lernen. Denn Erntedank wird erst dann rein wirkliches Danken gegenüber Gott sein, wenn wir das Teilen wieder lernen mit denen, die im Schatten des Lebens und im Schatten der Gesellschaft stehen. -Dankbarkeit lenkt von sich selbst ab und ermöglicht den Blick auf den anderen. Es ist eine Haltung, die einerseits in der Familie grundgelegt wird und sich andererseits auch auf die Stimmung in einer Familie positiv auswirkt.
Liebe Eltern und Großeltern! Den Kindern die Dankbarkeit ans Herz zu legen, ist eine sehr wichtige Aufgabe der Eltern. Kinder, die die Welt als Gabe, auch als Gottes Gabe sehen, werden später als Erwachsene, die Welt als Aufgabe sehen. Ja, auch als christliche Aufgabe sehen. Und das ist für den Aufbau des Reiches Gottes gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung.
- Danken wir heute Gott ganz besonders: für all seine Gaben, mit denen er uns beschenkt hat, und versuchen wir diese Gaben weiter zu schenken an die Menschen, die das von uns erwarten. Amen.

Reinhard Priesnitz

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