Rückkehr eines Bildes

nach Waltringhausen

im Juli 2018

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Gespannt warten die Einwohner von Waltringhausen auf das kommende Mutter-Anna-Fest, das Hochfest für den heimischen Raum. Warum die Spannung? Ein Ende der 50er Jahre verlorengegangenes Antependium kehrt nach 60 Jahren wieder in die Sankt Anna-Kapelle zurück. Was war geschehen? In den Jahren 1958 und l959 wurden in der St. Anna Kapelle in Waltringhausen umfangreiche Renovierungsarbeiten erstmals nach dem 2. Weltkrieg durchgeführt. Hauptsächlich ging es dabei um die Erneuerung des Fußbodens, den gesamten Anstrich und um eine Neufassung des barocken Altars. Die Restaurierung und Neufassung des Altars hatte die Firma Ochsenfahrt aus Paderborn übernommen. Hier war ein Herr Heribert Müller aus Süddeutschland verantwortlich für den Auftrag. Die gesamte Maßnahme lag in den Händen des Kirchenvorstandes des Kirchspiels Mellrich und hier besonders bei dem sach- und fachkundigen Pfarrer Friedrich Ottersbach. Darüber hinaus beteiligten sich alle Männer des Dorfes an den Eigenleistungen und an den Beratungen über den jeweiligen Fortgang der einzelnen Gewerke. Dabei kam es zu einer folgenschweren Entscheidung. Ein am Hauptaltar großflächiges, dick überstrichenes Tafelbild war in einem stark angegriffenen maroden Zustand. Das somit als Antependium zu bezeichnende Holz- oder Brettteil war von Wurmfraß und Feuchtigkeit als nicht renovierungsmöglich zu betrachten. Unter der abblätternden Farbschicht ließ sich die Kreuzigungsdarstellung Jesu ausmachen. Auch unter Berücksichtigung der Nichtfinanzierbarkeit einer Wiederherstellung entschied man sich einstimmig für eine Beseitigung. Die einzelnen auseinander brechenden Holzstücke landeten auf dem Bauschutt. Und hier beginnt nun die Geschichte: Herr Müller von der Firma Ochsenfahrt erkundigte sich nach dem verlorenen Antependium und erfuhr von dessen Auflösung. Er suchte und fand unter den Resten noch einzelne Fragmente und bat Pfarrer Friedrich Ottersbach um Erlaubnis der Mitnahme. Das wurde ihm gewährt und er fand Teile der Kreuzabnahme und des dargestellten Christus am Kreuz. In der Nähe des Kreuzesstammes sind verschiedene Gebäude zu erkennen. Der Restaurator, der ausgebildeter Fassmaler war, war sich damals sicher oder jedenfalls vermutete er das, dass es sich hier um das ehemalige Kloster Annenborn handeln könne.

Der Weg des Bildes - nach 60 Jahren zurück.

Küster Joe Schulte schreibt hierzu: Anfang der 60er Jahre konnte ich das Bild noch in der Wohnung des Restaurators sehen. Ich war beeindruckt und dachte an den Verlust für die Kapellengemeinde. lm Dorf wird in all den Jahren noch gelegentlich vom Verlust dieses Tafelbildes erzählt und in Gesprächen an die verloren geglaubte Restdarstellung erinnert. Niemand weiß, wo diese Darstellung geblieben ist, wirklich schade. Anfang März 2018: Es erreicht uns ein Anruf von einer Dame aus Lippstadt. Sie weist dabei auf ein Bildnis hin, das in ihrem Besitz sei und in einem Hinweis auf der Rückseite als Herkunft die Waltringhauser Kapelle angibt. Sie selbst habe eine Wohnungsauflösung vor und wolle sich von diesem Bild und anderen Gegenständen trennen. Dabei gibt sie zu erkennen, dass sie der Ansicht sei, Kirchengut oder Kunstgut gehöre wieder an seinen Ursprungsort. Dann ging alles sehr schnell: Die Eigentümerin bringt das Bild nach Waltringhausen und wir konnten es auch sofort behalten. Am Sonntag, dem 25.März kann es dann allen Besuchern in der stattfindenden Kreuzwegandacht gezeigt werden. Alle sind beeindruckt. Am 27. März wird in Lippstadt der Tausch des Bildes durch Susanne Sprink, Christian Schulte und Joe Schulte vollzogen. Das gerahmte Fragment ist nun zurück in Waltringhausen. Bezüglich eines Gutachtens und eines weiteren Erhaltes wird Kontakt mit dem Diözesanmuseum in Paderborn aufgenommen. Frau Frey vom dortigen Museum kommt dann mit der Restauratorin Monika Voss-Raker am 18. April 2018 und beide begutachten in einer ersten Stellungnahme das Bild. Frau Monika Voss-Raker nimmt es dann für eine weitere fachliche Untersuchung und anschließende Restaurierung mit in ihre Fachwerkstatt nach Werl. Jetzt strahlt es wieder - ein Kunstwerk. Das wieder hergestellte Fragment soll nun am Mutter-Anna-Fest während des Festhochamtes am Samstag, 28. Juli, um 18,30 Uhr durch Vikar Johannes Sanders gesegnet werden und danach in der Kapelle seinen Platz erhalten.
Joe Schulte und Reinhard Priesnitz