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Wegekreuz

der Familie Lakotte


Man muss sein Glück teilen,
um es zu multiplizieren.

Marie von Ebner-Eschenbbach


Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke
Weihnachten 2019
Lage nach Straßenbezeichnung: Dorfstraße 23
Geographische Lage nach Google Earth: 51°32'13.90'' Nord, 8°16'00.88''
Höhe ü.N.N. 179 m

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Sie sehen ein kleines Wegekreuz, wie es früher vielfach an Wegen stand in Erinnerung an oftmals geschehene Unglücks- oder Todesfälle.
Auf der Vorderseite lesen Sie eingemeißelt in Schreibschrift:
Zur Ehre Gottes
Errichten lasen
Franz
Fro(mm)e und
Mag(dalen)a Atm
ann ( ) r 1851

Zu diesem Wegekreuz, das von mir zunächst übersehen wurde, war in Altenmellrich nichts zu erfahren. Heinz Fromme - der auf dem gleichen Grundstück im gelben Haus im Hintergrund mit seiner Frau Margaretha geb. Fromme wohnt - erzählte mir aber dann folgende Begebenheit, die er von seinem Schwiegervater Josef Fromme und der wiederum von seinem Großvater erzählt bekam.

Im Jahre 1851 fuhr ein Knecht des Hofes Henke, Dorfstr. 11 den Mist der Tiere mit einem mit 2 Pferden bespannten Ackerwagen auf ein Feld in Richtung Robringhausen. Dabei befuhr er die hier vorbeiführende Landstrasse.
Dazu muss man wissen, dass die Landstrasse früher wesentlich tiefer lag als sie heute liegt, mind. 2 meter tiefer, so tief wie der Bachlauf. Das Grundstück Lakotte - früher Fromme - war mit einer hohen Bruchsteinmauer gegen die Strasse abgestützt.
Auf dem Rückweg vom Feld zum Hof war der Wagen leer, und der Knecht saß ganz locker auf dem Bodenbrett des Wagens und lenkte per Leine die beiden Pferde. Aus irgendeinem Grunde sind die Pferde dann scheu geworden und fingen sofort im schnellsten Galopp zu laufen an, man sagte früher auch, die Pferde gingen durch, der Knecht hatte keine Gewalt mehr über die Pferde. Wohl aufgrund der unkontrollierten Geschwindigkeit rasten die Pferde gegen die hohe Bruchsteinmauer, der Knecht flog gegen die Mauer und war auf der Stelle tot.
Zu Ehren des Verstorbenen haben dann die Eheleute Fromme im tiefen Gottvertrauen das Wegekreuz errichtet.

Zur Generationsfolge bei Familie Fromme lässt sich ausweislich der Kirchenbücher folgendes sagen:
Franz Fromme, geboren 08. Dez. 1796 in Robringhausen und Magdalena Athmann, geboren 1796 in Mülheim heirateten am 04. Febr. 1823 in Mellrich. Sie waren sogenannte Beilieger in Altenmellrich, also Tagelöhner, die bei einem Hauseigentümer zu Miete wohnten.
Ihr erster Sohn Franz Heinrich, geboren 24. Jan. 1825 in Altenmellrich. Der Vater wurde als Straßenlieger in Altenmellrich bezeichnet, d. h. in etwa, sie hatten gar keine feste Wohnung. Links am Rand im Kirchenbuch steht: Fromme Spitzen.
In Altenmellrich nannte man ihn Spitzmann.

Dieser Franz Heinrich Fromme gen. Spitzen heiratete am 28.11.1848 eine Elisabeth Hoffmann aus Rüthen. Er war Tagelöhner. 1850 wird Sohn Franz geboren, 1852 Franz Heinrich, 1854 Maria Francisca.

Magdalena Fromme geb. Athmann starb am 23.09.1845 als Tagelöhnerin, 49 Jahre alt, an Brustfieber.
Franz Fromme Tagelöhner stirbt am 29.06.1858 an einer Lungenkrankheit - hinterläßt 4 erwachsene Kinder.

Aus diesen Daten ist auf den ersten Blick auch kein besonderer Anlass für die Errichtung des Kreuzes zu sehen. Da Magdalena Athmann ja schon 1745 starb, war der Witwer Franz Fromme vielleicht glücklich, dass er schon drei Enkelkinder hatte, oder sie hatten das Haus dort (am Hof Sotberg) gebaut.
Schwiegervater Josef Fromme * 1900 heiratete 1928 Margaretha Berghoff aus Oestinghausen. Sein Vater war wiederum ein Franz Fromme, verheiratet mit Francisca Lüchtefeld-Soese. Alle nannten sich "Spitzen".
Wie es zu dem Genanntnamen "Spitzen" kam, ist nicht auszumachen.
Ich kenne Familie Fromme gen. Spitzen aus meiner Kinderzeit. Sie wohnten in der Straße nach der Gastwirtschaft Hense rechts runter. Sie hatten damals einen Esel. Meine Eltern und eigentlich jeder kannte "Spitzen Greite" gut, wenn ich mich recht erinnere. Sie hatten zwei Töchter, die Maria und die Margarethe, heute die Frau Lakotte geb. Fromme mit Heinz Lakotte verheiratet. Die Eheleute Lakotte haben sich in den Jahren um 1974 ihr Haus weitgehend in Eigenleistung gebaut. Aus der Ehe stammen 2 Töchter.

Claudia Domingas, geb.Lakotte, wohnt in Trendelburg, Landkreis Kassel, eine Tochter.
Petra Hockelmann, geb.Lakotte, wohnt in Arnsberg


Der Hof, auch im Volksmund als kleiner Kotten bezeichnet, wird nicht mehr bewirtschaftet, die Ländereien sind verpachtet, das Wohnhaus wird nicht mehr bewohnt. Die letzte Bewohnerin Maria Fromme (von den Altenmellrichern Mia genannt) wohnt jetzt mit der Familie ihrer Nichte Petra Hockelmann in Arnsberg und erfährt dort fürsorgliche Hilfe. Sie ist mittlerweile 90 Jahre alt und mir persönlich auch als sehr angenehm bekannt. Der Hof Fromme, Sotberg 10, ist nun verkauft worden. Nebenstehend noch ein Foto vom August 2019.
Die Inschrift im Balken über dem Hauseingang lautet:
ALLES ZUR HÖGESTEN ERE GOTTES UND FÜRBITTERIN AGATHA
HABEN WIR DISES HAUS GEBAUT
FRANS SCULTE UND GERTRUD HANE AN 16 AUGUST 1830

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