Zum Verzeichnis der Bildstöcke, Wegkreuze und Grotten

Kreuz

der Familie Harlinghausen


Wo ich Liebe sehe
ist's immer,
als wäre ich im Himmel.
Johann Wolfgang von Goethe


Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke
Weihnachten 2019

Lage nach Straßenbezeichnung: Soester Straße 3
Geographische Lage nach Google Earth: 51°33'27.41'' N 8°14'46.98'' O
Höhe ü.N.N.167 m

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Das Kreuz steht nicht unter Denkmalschutz. Es ist zur Zeit stark von Efeu umwachsen, eine Inschrift zu erkennen ist daher nicht möglich. Es hat eine beachtliche Höhe von 2,70 m und eine Breite von 1,15 m. An der Stelle des angrenzenden Neubaues stand bis etwa 1975 das alte Haus Harlinghausen, das im Zuge des Ausbaues der Soester Strasse weichen mußte und daher abgebrochen wurde. Die Eheleute Albert und Christa geb. Kernchen errichteten daher einen Neubau weiter nord-östlich im Garten mit Zufahrt von der Oesterecke. Durch den Strassenbau mußte auch das steinerne Kreuz an seinen heutigen Standort ausweichen. Frau Christa Harlinghausen erzählte mir, daß an dem alten Standort früher ein Holzkreuz gestanden habe und wetterbedingt morsch und faul geworden war. Nach Ende des Krieges um 1946 habe ihre Schwiegermutter dann ein Steinkreuz errichten lassen. Frau Harlinghausen habe die Erneuerung des Kreuzes deshalb vorgenommen, weil ihr Mann nach dem Kriege nicht zurück nach Hause kam und als vermißt gemeldet wurde. Dieses Steinkreuz erinnerte die Familie und das Dorf dauerhaft an Albert Harlinghausen, der in dem unsinnigen Krieg sein Leben lassen mußte.
Im unmittelbar am Kreuz stehenden Neubau wohnen nun Ralph und Marion Harlinghausen.
Dr. Grusemann hat in seinem Buch "Altengeseke 833 - 1983" über die Geschichte des Hauses Harlinghausen folgendes geschrieben:

Düsker - Hense - Harlinghausen
Im Patrokli-Zehntregister werden unter den Nummern 10 und 20 zwei Höfe genannt, deren Bewirtschafter im später hinzugefügten Nachtrag mit "Iohan dey alde Dusscher" angegeben werden. Das sind also zwei verschiedene Düscher-Höfe. Einer von ihnen (10) ist ,,dar Oysten dey Suthof", d.h. von den im Osten gelegenen ist er der südlichste, der Südhof. Der andere (20) war ein Hof der Herren des Deutschritterordens zu Mühlheim. In den Altengeseker Kirchenbüchern wird als Mülheim-hörig nur der Hof Hense-Düsker t'r wähnt. Nach Mülheim hatte der Hof zu liefern:
22 l/2 Scheffel Roggen
22 1/2 Scheffel Gerste
27 Scheffel Hafer, dazu 8 Rtlr. Hofgeld, 1 Schwein und 6 Hühner.
Nach 1500 bleibt der Name Düsker für rund 150 Iahre verschollen. Eine Engel Düsker ( + 1660) ist mit dem Kirchenprovisor und Schultenhofbauern Claus Eickhoff verheiratet.
Der Hof Düscher, der ursprünglich ein Schlingwurmbesitz war, ist an die Herren des Junkernplatz gekommen, die ihn 1653 an die Pfarre St. Nicolai geschenkt haben. Der Erbpächter des Hofes war in neuester Zeit Adam Düscher. Dann kommt Joh. Philipp Jaspert auf den Hof; seine Mutter, Maria Katharina Schulte, stammt aus Echtrop (vielleicht auch der Vater Jaspert ?). Deren Tochter Elisabeth (geb. ca. 1820/25) heiratet einen Joh. Josef Heinr. Hense vom Hensenhof an Pothmanns Kreuz. Aus dieser Ehe gingen hervor:
(1) Adam Hense (geb. 1841), der Maria Gröblinghof gt. Steffens heiratete,
(2) Elisabeth Hense, die den Küster Ewald Harlinghausen heiratete,
(3) ein Schlächter Hense. Adam Hense, der in die Schreinerei Schriek einheiratete, wäre Erbe des Hauses Hense-Düsker gewesen, verzichtete aber zu Gunsten seiner Schwester Elisabeth (Lisette) darauf.
Von ihm rührt die Schnitzerei an dem Dachbalken des späteren Harlinghausenhauses; sie zeigte einen Fratzenkopf mit ausgestreckter Zunge, die auf baurechtliche Unstimmigkeiten mit der Obrigkeit anspielte. ,,Harlinghausens fröhliche Rache" nennt es H.J. Werler:

Gegenüber dem Schützenhaus baute sich Ewald Harlinghausen im Jahre 1882 ein hübsches Häuschen - siehe Foto! - das sich wie ein Schmuckkästchen ausnimmt. Aber als er zu bauen anfing, gab es da eine leidige Sache und das war die Fluchtlinie. Der Gemeindevorstand wollte nämlich, dass Harlinghausen sein Haus etwas von der Straße entfernt erbaue, etwa einen Meter. Harlinghausen war darin aber ganz anderer Meinung. Er legte sich mit dem Gemeindevorsteher an und verfocht seine Sache, so gut es ging. Am Ende mußte er doch klein beigeben - und sich dem Willen des Dorfgewaltigen beugen. - Ganz ohne Rache konnte sich ein Altengeseker aber nicht geschlagen geben, und so wurde unter dem Dachbalken jene lustige Fratze angebracht, die dem Herrn Gemeindevorsteher die Zunge herausstreckt. - Noch heute kann man schmunzelnd lachen angesichts des ulkigen Fratzenkopfes als Zeugnis eines bäuerlich schalkhaften Humors. - Letzten Endes mußte hundert Jahre später dieses Haus eben wegen dieses baulichen Übelstandes bei der Verbreiterung der Soester Straße doch abgebrochen werden.

Zum Verzeichnis der Bildstöcke, Wegkreuze und Grotten