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Bildstock

der Familie Springorum


Glaube nicht alles was du hörst,
sage nicht alles was du willst,
Tu nicht alles
was du magst.
Martin Luther, 1483 - 1546


Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke
Weihnachten 2019

Lage nach Straßenbezeichnung: Ecke Lohweg/ Zum Sommerhof
Geographische Lage nach Google Earth: 51°34'02.75'' Nord, 8°15'38.94''
Höhe ü.N.N.149 m

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Der Bildstock steht unter Denkmalschutz und ist von der Fa. Schmidt Laer/Steinfurt restauriert worden.
Sie stehen vor einem steinernen Bildstock. Offenbar ist dieses schöne Kleinod früher noch nie restauriert worden. Etwa 4 m steht der Bildstock abseits des Weges und ist über eine ebene Grasfläche zu erreichen. Sie können den Bildstock anfassen.
Seit dem Jahre 1679 steht der barockartige Bildstock an diesem Platz, die Jahreszahl der Errichtung lässt sich noch ganz schwach ablesen.
Eine Inschrift ist leider nicht mehr ausreichend deutlich zu erkennen.
Herr Ulrich Linnhoff aus Bochum, ein Nachkomme des Erbauers, schreibt dazu:
"Ich habe mir den inzwischen restaurierten Bildstock vor Ort angesehen. Tatsächlich ist der Text darauf in großen Teilen nicht mehr lesbar. Die Jahreszahl 1679 ist noch recht gut zu erkennen. Aber, soweit ich sehe, auch der Name des Erbauers, der in der unteren Textzeile steht: Jobst Lohagener. Jobst Lohagener ist mein Vorfahre in direkter männlicher Linie. Er war ein Sohn von Tonieß Schäffer, der den Hof Lohagen 1649 übernommen hatte. Jobst Lohagener heiratete 1671 die Erbtochter Gertrud Brinkhof vom Brinkhof in Altengeseke und nahm später den Hofesnamen Brinkhof an. ... Es macht auch Sinn, dass der Bildstock an dieser Stelle steht, denn er befindet sich an dem Weg, der den Hof Lohagen mit dem Brinkhof verbindet. So wird Jobst Lohagener acht Jahr nach seiner Hochzeit mit Gertrud Brinkhof möglicherweise als Zeichen der Verbundenheit mit seinem elterlichen Hof den Bildstock an den Weg zwischen beide Höfe gesetzt haben."
Dr. Grusemann schreibt über die Historie des Hofes in seinem Buch "Altengeseke 833 - 1983 folgendes:
Gut Lohagen
Der Hof zum Lohagen gehört zu den stattlichsten Besitzungen dieser gesegneten Gegend, der schon in der Vorzeit die anderen Bauerngüter an Morgenzahl weit übertraf".
Der in der Urkunde vom 22.11.1424 genannte Cordt von Langenstraet als Besitzer des Vollandehofes in Altengeseke war um dieselbe Zeit auch im Besitze des Hofes zum Lohagen. Am 20. Februar 1444 verkaufte er diesen Hof tom Loe mit allem Zubehör an Dietrich von Erwitte als freies Eigengut und verzichtete vor dem Freigrafen und geschworenen Gografen zu Erwitte, Dietrich Levekink, darauf ,,mit Händen und mit Munde'. Durch Verkauf des Dietrich von Erwitte zur Welschenbeck und seiner Erben gelangte der Hof tor Lohe am 27. Mai 1483 in den Besitz des Minoritenklosters zu Soest. Schon bald darauf, am 6. April 1484, ließen die Brüder des Grauen Klosters eine notarielle Bestandsaufnahme für den Lohagen anberaumen, eine Landweisung durch die benachbarten Bauern in Seringhausen, Schmerlecke, Schallern, Horn, Robringhausen und Altengeseke. Denn der Besitzstand drohte zu zersplittern, und Grundbuchaufzeichnungen gab es noch nicht. Nach dieser Aufstellung gehörten zum Lohagen 200 Morgen an Ackern, Wiesen und Holzungen.
Außer diesem Besitz hatte der Lohagen - wie viele alte Höfe - das Nutzungsrecht in den gemeinen Marken, um daraus den Bedarf an Nutz- und Brennholz zu holen und das Vieh aller Gattungen darin zu weiden.
Zur Lagebezeichnung des Gutes Lohagen heißt es am20.1.1444: der Hof tom Loe gelegen in dem Felde zu Alten-Geseke, - und am7. 7.1493: Hof und Gut zum Lohofe gelegen im Kirchspiel von Horn und nahe bei dem Felde von Alten-Geseke, - desgleichen arn 9. 2. 7640: das Minoritenkloster "vermißt den verwüsteten Hof, der Lohagen genannt, im Kirchspiel Horn nächst Alten-Geseke gelegen". Das Gut Lohagen hat eben bis zum Jahre 1924 zum Kirchspiel Horn gehört.
Von besonderer Bedeutung war vor einigen Jahrhunderten die Schafzucht, nicht allein wegen der Gewinnung von Fleisch, Milch und Wolle, sondern weil bei dem Weidegang des gesamten Viehbestandes über den größten Teil des Jahres nur wenig Stalldünger gewonnen wurde; für die,,Begeilung oder Feistung" der Länder war der Pirk- oder Hürdenschlag erforderlich. Die Zahl und Größe der Schafherden war verschieden, aber die alten Höfe hatten zumeist ein Vorrecht. Wo die Feldmark sich weit erstreckte, blieben die Herden mit ihrem Schäfer Tag und Nacht draußen, so daß beide wochenlang oder gar für Monate nicht unter Dach und Fach kamen. (,,Pirken" heißt, die Schafe im Pferch auf ein Land bringen, um es zu feisten oder zu begeilen, d. h. zu düngen.)

Zwischen dem Lohagen und dem benachbarten Lohhof war es im 15. Jahrhundert zu Zwistigkeiten wegen der Schaftrifft gekommen. Die Schafe wurden ja vorzüglich auf den Ackerfeldern gehütet, sobald sie abgeerntet waren (Stoppelhude). Außerdem trieb man die Schafe auf das Brachland (Brachhude). Selbst als keine Dreifelderwirtschaft mehr durchgeführt wurde und man zu einem sechsjährigen Fruchtwechsel übergegangen war, ließ man einen Acker für ein Jahr liegen, sobald er zu stark verunkrautet war; er wurde dann ein paarmal umgebrochen und zur Schafhude freigegeben. Wegen des strittigen Rechtes des Hütens rund um den Lohagen und Lohof fand 1586 zu Werl vor dem Offizialgericht eine Verhandlung der beiden Gutsherren statt, in der wie folgt verglichen wurde:

,Daß hinfüro die Schaftrift und daran hängende Gerechtigkeit des Hütens zu 3 Teilen auf Johann Drosten Hofe, der Lohof genannt, und zum 4. Teile auf und zu der Minoriten Hofe, der Lohage genannt, über alle zu diesen Höfen gehörenden und unbesäten Ländereien gebraucht werden solle, so daß also des Drosten Schulte auf dem Lohof 3 Schafe halten wird. dagegen der Minoriten Schulte auf dem Lohage das vierte Schaf halten möge". (Vogeler in SO-Zs. VI)
Trotz dieses ungleichen Verhältnisses 3:1 zugunsten des Lohofs kam es wohl bald seitens des letzteren zu Übergriffen. Die Franziskanermönche hatten Veranlassung zur Beschwerde und zur Eröffnung neuer Verhandlungen, die um Ostern 1597 zu einem abermaligen Vergleich führten, wonach der Lohagen nur 100 Schafe, der Lohof aber so viele halten durfte, wie er wollte. Es überrascht, daß der neue Entscheid noch ungünstiger für die Mönche ausfiel. Es gab kein geschriebenes Recht, und das alte überkommene Gewohnheitsrecht lautete zugunsten des Lohofs. Die um die Schaftrift streitenden Parteien kamen immer noch nicht zur Ruhe; 1599 trafen sie sich erneut auf dem Lohagen zu Verhandlungen, die aber schließlich ergebnislos abgebrochen wurden. Wenig später bemühte man sich in Soest, und hier wurde der letzte Vertrag bekräftigt. Noch im 18. Jahrhundert führten die Mönche Klage bei den landesherrlichen Gerichten, weil der Besitzer des Hofes selbst mit 14 Dienern, die mit Gewehren und Flinten bewaffnet waren, auf den Lohagen eindrang, den Schäfer mißhandelte und die Schäferhütte mitsamt den Hürden in Stücke schlug. Eine endgültige Bereinigung erfolgte erst durch die Markenteilung und die Ablösung der Huderechte im 19. Jahrhundert.
Der erste Gewinnbrief ist am 26. November 1591 vom Guardian und Konvent des Grauen Klosters zu Soest dem Schulten Cord zum Lohagen und seiner ehelichen Hausfrau Barbara ausgestellt worden. Danach lieferte der Lohägener alle Iahre auf Michaelis an markgiebigem Korn 2 1/2Malt (= 60 Scheffel) Roggen und ebensoviel Gerste, 2 Malt (= 48 Scheffel) Hafer, 4 Mütte (= 8 Scheffel) Weizen, 2 Schweine "nächst dem besten", 2 Goldgulden und 2 fette Lämmer auf Kloster-Kirmesse (= Sonntag vor Himmelfahrt). Obwohl die Bemeierung auf zwölf Jahre erfolgte, also im Jahr 1603 abgelaufen war, wurde der Hof zum Lohagen erst am 20. August 1606 wieder für dieselbe Zeitdauer ,,dem ehrbaren und bescheidenen Cordt, unserm Schulten, und Barbara, seiner Frau, im Kirchspiel Horn vermeiert" unter der Bedingung, daß sie außer der üblichen Pacht noch 2 Fuhren Holz aus dem Walde an das Kloster Soest lieferten. Wenn der Pächter die Abgaben ein Jahr lang schuldig blieb - so lautete der Vertrag - mußte er den Lohagen verlassen; auch wurde ihm verboten, vom Lande und Holzzuwachs, von Busch, Brache und allem Zubehör etwas zu versetzen, zu verhandeln oder zu vertauschen.
Als die Gewinnzeit abgelaufen war, brach der Dreißigjährige Krieg aus, der die Gegend zwischen Lippstadt und Soest besonders arg mitnahm. Statt des bisherigen Schulten Cord wurde der Hof am 20. 12.7627 an "den ehrbaren Kaspar Lohagen und Anna Finkeldei, Eheleute" vergeben. Sie haben den Hof in den Kriegsnöten und Verheerungen nicht halten können, blieben mit den Pächten rückständig und machten Schulden. Im Jahre 1635 verließ Kaspar Lohagen den Hof und schloß sich den Kriegsscharen an. Das Gut blieb unbewohnt, öde und wüst. Die Ländereien wurden stückweise vergeben, um nur die Kriegslasten zahlen zu können. Vier Jahre später, am 9. August 1639, ließ das Kloster durch einen Notar eine neue Landweisung vornehmen, an welcher der Sohn des letzten Pächters namens Kaspar Lohegener und Jürgen Finkeldei, ein Verwandter der Mutter des Kaspar Lohegener, teilnahmen, sowie der Meister Heinrich Schneider.
Der zerstückelte Landbesitz wurde wieder vereinigt und im Iahre 1640 an einen neuen Schulten vergeben, den ehemaligen kaiserlichen Obristwachtmeister Johann Rabe von Derschen. Er trat eine schwere Aufgabe an; Scheune, Stall und Schuppen mußten neu errichtet werden und das schwer beschädigte Wohnhaus wieder instandgesetzt werden. Außer den gutsherrlichen Pächten an das Kloster zu Soest hatte der Lohagenbauer noch Korn- und Geldabgaben an die Armen des Großen Mariengartens in Soest zu leisten, ferner an den Komtur der Deutschordenskommende zu Mülheim, an die Herren von Schorlemer und an den Pfarrer zu Horn, zu dessen Kirchspiel der Lohagen gehörte. Noch dazu sind die landesherrlichen Schatzungen zu rechnen, außerdem die Spann- und Fahrdienste für das kurfürstliche Amtshaus zu Anröchte. So lag insgesamt eine enorme Belastung auf dem Gut; kein Wunder, daß der Pächter anscheinend nicht um eine abermalige Vermeierung nachgesucht hat.
Am 10. August 1649, ein Jahr nach dem Friedensschluß, stellen die Barfüßer in Soest einen Gewinnbrief aus für Tonieß Schäffer und seine Ehefrau Elschen Lammertz. Auf die tüchtige, gewissenhafte Führung des Hofes durch Tonieß Schäffer folgte sein Sohn Dirk Lohagener, der seinen Namen wechselte. Seine Haushaltung ließ viel zu wünschen übrig. Hinzu kamen Krieg und Missernten, so dass er die gestellten Forderungen nicht erfüllen konnte. Er hatte viele Ländereien des Hofes veräußert, und so war eine neuerliche Güteraufnahme durch einen Notar erforderlich. Sie erfolgte am 11. August 1705 ebenfalls,durch wohlwissige Ackersleute", nämlich Johann Schulte zu Seringhausen und Christian Finkeldei aus Altengeseke in Gegenwart des Schulten Diederich Lohagen - seine Ehefrau war Maria Eickhoff vom Schultenhof in Altengeseke - und seines Sohnes Dirk. Die Ländereien wurden ausgewiesen und vermessen, und Dirk übernahm den Hof. Doch auch unter seiner Regie wurde die Wirtschaft nicht leistungsfähiger. Schließlich wurden er und seine Frau Marie und ihr Sohn nebst ihren Gläubigern vor ein kurkölnisches Gericht nach Erwitte geladen, wo man sich derart einigte, daß der Vater Diederich (Dirk) den Hof an seinen Sohn Victor am 3. März 1682 abtrat. Dieser heiratete Anna Maria Schulte aus Altengeseke und wurde im lahre1774 vertraglicher Schulte auf dem Lohagen. In seinen späteren Lebensjahren, besonders während des Siebenjährigen Krieges, vernachlässigte er die Wirtschaft mehr und mehr. Nach Friedensschluß wurde der Lohagen am 9.11.1765 dem Johann Friedrich Süllentrup aus dem Kirchspiel Liesborn übertragen. Mit ihm und seiner Frau Margaretha Fedder gt. Michel aus Lohe im Kirchspiel Horn kam eine neue Familie auf den Hof, und mit ihr setzte eine stetige Entwicklung zum Besseren ein. Im Jahre 1923 heiratete die Erbtochter Franziska Sültrop den Josef Schlüter aus Anröchte, dessen Sohn noch heute Besitzer des Gutes Lohagen ist.

Ergänzend zu dieser wechselvollen Geschichte gehört, dass bis zum Jahre 1983 der Hof im Eigentum der Familie Schlüter war. Ab diesem Jahr wurde Frau Dr. Funke aus Werl Eigentümerin, deren Rechtsnachfolger, die Erbengemeinschaft Funke, hat nach einigen Jahren das Gut an die Familie Petra und Dirk Springorum veräußert. Familie Springorum bewirtschaftet nun zusammen mit ihren Kindern, Anne+Jan Springorum, sowie Sohn Hann Springorum das Gut Lohagen bei Altengeseke und das Gut Söbberinghof in Erwitte bis zum heutigen Tag. Natürlich war auch dieser Bildstock Teil einer Station bei den jährlichen Prozessionen der Altengeseker. Gelegentlich der Jacobusprozession wurde hier Station gemacht, gebetet und gesungen.



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