Beurteile einen Menschen lieber
nach seinen Handlungen
als nach seinen Worten;
denn viele handeln schlecht
und sprechen vortrefflich.
Matthias Claudius
Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke
Weihnachten 2019
Lage nach Straßenbezeichnung: Hospitalstr. 5
Geographische Lage nach Google Earth: 51°33'32.74'' N 8°19'27''
Höhe ü.N.N. 198 m
Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier
Der Bildstock steht unter Denkmalschutz und ist von der Fa. Thomas Berghoff Rüthen restauriert worden.
Die von der Gemeinde Anröchte in den Jahren nach 1980 eingesetzte Kommission zur Erfassung aller denkmalwürdigen Bauwerke schreibt folgendes:
Dieser Bildstock steht hinsichtlich seiner Strukturen und Ausgestaltung im Stil des Historismus (Neobarock) des späten 19. Jh. sowie seiner Entstehungs- und Nutzfunktion in enger Verbindung zu dem religiösen Wegemal am Marienweg 9. In der vergitterten Nische befindet sich ein farbiges Madonnenrelief. Die Widmungsinschrift am Sockel lautet:
Station zur immerwährenden Hilfe
Auf der Rückseite befindet sich folgende Stifterinschrift:
Errichtet von den Eheleuten Franz Brass und Theresia geb. Ising
im Jahre 1900
Der Bildstock gehört zum benachbarten Gehöft Rellecke-Bracht, dessen Eigentümer um 1900 die Eheleute Franz Brass waren. Das Monument bildete bis 2017 die 4. Station der traditionellen alljährlichen Lobeprozession, die zu Mariae Geburt Anfang September durchgeführt wurde. Auch im übrigen Jahresverlauf brennen in der Nische des Bildstocks ab und an Kerzen von Gläubigen, die sich -gemäß der Widmungsinschrift- bei besonderen Anliegen im Gebet an die dortige Madonna wenden.
Quelle:
Juckenhöfel, Elisabeth u.a., Bildstöcke in Geschichte und Brauchtum unserer Gemeinde, Anröchte 1984, S. 97
Zusätzliche Erklärung des farbigen Madonnenreliefs von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke:
Es ist das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe, ein weitverbreitetes Gnadenbild und eine weltbekannte Mariendarstellung, deren Original aus dem 14. Jh. vermutlich von der Insel Kreta stammt.
Die Gottesmutter ist auf Goldgrund dargestellt. Sie trägt ein weißes Unter- und ein dunkelblaues, glänzendes Obergewand mit einer Krone auf dem Kopfschleier. Griechische Abkürzungen auf beiden Seiten kennzeichnen sie als Muttergottes. Auf dem linken Arm trägt sie das in blau und gold gekleidete Jesuskind. Das Haupt des Kindes trägt ebenfalls eine Krone und ist mit einem Heiligenschein umgeben.
Das Kind wird von der linken Hand der Mutter gehalten und greift mit beiden Händen nach ihrer rechten. Sein Kopf ist jedoch abgewandt, und der Blick geht zu dem Kreuz hinüber, das der Erzengel Gabriel trägt. Wie durch eine Bewegung vorahnenden Erschreckens hat sich von dem einen Fuß die Sandale gelöst und fällt zu Boden.
Beidseitig des Marienhauptes schweben Engel, die in verhüllten Händen die Leidenswerkzeuge Christi tragen. Auch sie sind durch griechische Buchstaben als die Erzengel Michael und Gabriel gekennzeichnet, rechts der Erzengel Gabriel trägt das Kreuz und links der Erzengel Michael trägt die Lanze, mit der in die Seite Christi gestoßen wurde, und einen Stock, mit dem dem sterbenden Christus am Kreuz ein mit Essig getränkter Schwamm gegen den Durst gereicht wurde.
In Deutschland wurde dieses Gnadenbild u.a. durch Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (Gründer der KAB) bekannt gemacht, der es vom 1. Vatikanischen Konzil (1869) aus Rom mitbrachte und als Kopie in Mainz auf seinem Grab aufstellen ließ.