Jakobspilger

in Mellrich

Hier eine Geschichte, die zwar schon länger zurückliegt, dennoch den Lesern unserer Internetseite nicht vorenthalten werden soll. Gerhard Henneke schreibt:
Wenige Tage vor Weihnachten erreichten uns gute Wünsche aus Stettin. Der Absender war uns zunächst unbekannt. Auf der im Brief liegenden Karte stand als Absender „Manfred der Jakobus-Pilger“. Wir erinnerten uns. Was war passiert: Gegen Anfang Juni des vergangenen Jahres sah ich am frühen Nachmittag gegenüber unserem Haus in der Schützenstraße einen etwa 60-jährigen Mann mit Vollbart unter der Linde sitzen. Er saß einfach nur so da mit seinem großen Gepäck. Das machte uns natürlich neugierig, und so ging ich zu ihm und fragte ihn, ob ich ihm helfen könnte. Ich erfuhr dann von ihm, dass er sich einige Zeit vorher in Schwerin aufgemacht habe, um den Jakobsweg zu gehen. Sein Ziel sei als nächstes Körbecke und dann im weiteren Verlauf auf jeden Fall Köln und als Ziel, das Ziel aller Jakobspilger: Santiago de Compostella. Ankommen wollte er spätestens am 25. Juli, dem Namenstag des Heiligen. – Ich bat ihn ins Haus und erfuhr weiter von ihm, dass er, bevor er sich auf den Pilgerweg gemacht habe, eine betrübliche Zeit hinter sich gebracht habe. Er sei nun wieder froh gelaunt und voller Optimismus. Da der Pilger nun in Mellrich nicht den Stempel in seinem Pilgerpass erhalten konnte (das Pfarrhaus war verschlossen), habe ich ihm kurzerhand meine volle Anschrift ins Buch eingetragen. Natürlich haben wir uns mit einem Brief bei dem Wanderer Manfred bedankt und ihm angedeutet, bei unserer nächsten Reise nach Wismar ihn zu kontaktieren. Leider habe ich zum Zeitpunkt des Besuchs im Juni kein Foto gemacht oder sonst ausführlicher den Wanderer befragt. Wir waren so fasziniert und nach einer kleinen Stärkung wollte er auch unbedingt weiter zum Grab des Heiligen Jakobus.
Nach dem Routenplaner sind es immerhin mehr als 2550 Kilometer. Alle Achtung für den Mann, mal sehen, was er demnächst zu erzählen hat.
Reinhard Priesnitz