Steinsetzung

für die Richtstätte des Patrimonialgerichts Mellrich

am 22. Juni 2011

Wie immer: zum Vergrößern Bilder anklicken!

Mellrich ist für den Dorfwettbewerb gerüstet.
In den vergangenen Wochen habe sich die Mellricher besonders ins Zeug gelegt. Nun sind es nur noch wenige Tage, bis am kommenden Freitag den 1.Juli 2011 ab 11:45 Uhr die Kreiskommision das Dorf begutachten wird.
Neben dem Anblick des Dorfbildes gilt es vielen, vielen anderen Aspekten der vom Kreis aufgestellten Kriterien gerecht zu werden. So haben sich Ortsvorsteher Franz Grae und Gerd Henneke zusammen mit dem Heimatverein bzw. dessen 1. Vors. Michel Schulz frühzeitig zur vergangenen Jahreswende Gedanken gemacht wo die Schwerpunkte aus der Sicht des Dorfes gesetzt werden.
Die Mellricher werden sehr deutlich in ihre Geschichte zurückblicken, um auch künftigen Generationen mitzugeben, was füher einmal war. In den vergangen Tagen wurde dazu eine Informationstafel am Dorfplatz aufgestellt. Es wird daran erinnert, dass etwa bis 1849 in Mellrich das sogenannte Patrimonialgericht Recht sprach.
In den Geschichtsbüchern ist dazu zu lesen: Das Gericht tagte unter der Linde vor dem Kramer'schen Haus.
Das sogenannte Halsgericht, also der Gerichtsplatz, auf dem die Missetäter vom Leben zum Tode befördert wurden, lag unweit der lütken Linde, im freien Feld zwischen Anröchte und Mellrich, genau im Winkel zwischen der von Anröchte nach Mellrich führenden Strasse und dem dem Schloss Eggeringhausen zuführenden Weg. Dieser Gerichtsplatz "Galgenkamp" ist auf der Mellrich- Karte von 1691 eingetragen.

Dort, wo die Todesurteile vollstreckt wurden, stellten die Mellricher in diesen Tagen einen Gedenkstein auf mit der Inschrift:
 
Patrimonialgericht Mellrich
Richtstätte
"Galgenkamp"
bis 1849
 
Darunter ist ein Schwert in vertieft erhabener Steinmetztechnik herausgearbeitet. Unser Bild zeigt den Mellricher Bildhauer Dietmar Gördes ( mi) eingerahmt von Ortsvorsteher Franz Grae, li und Ideengeber Gerd Henneke (re).

Im Dorf Mellrich selbst, vor dem ehem. Kramer'schen Haus, heute auf dem Dorfplatz, soll auf dem Gerichtsplatz ein viereckiges Loch oder eine Grube, als Gefängnis gedient haben. Ferner habe dort ein Pfahl gestanden, an den die Übeltäter bis zur Aburteilung angebunden worden seinen. Bisweilen wurden Missetäter auch "auf der Küsterei" im Dorf "angeschlossen". Gefangene habe man von Mellrich aus über den Emker Weg und die Aststrasse ( Anmerk.: der Emker Weg war die heutige Schulstrasse am Enker Teich vorbei und mit der Aststrasse dürfte die Zufahrt zum Schloss gemeint sein) zum Haus Eggeringhausen gebracht. Auf Haus Eggeringhausen selbst befanden sich zur Bestrickung und Bewahrung der Übeltäter ein Fangstock, also ein Holzblock, Ketten und Fässer.

In Erinnerung an den damaligen Gerichtsplatz wurde nun auf dem Mellricher Dorfplatz ein Holzrelief aufgestellt, umrahmt von einer Fachwerk-Eichenkonstruktion. Das vom Gastwirt Franz-Josef Pöppelbaum geschnitzte Holzrelief zeigt die alles überragende Gerichtslinde, ein Fachwerkhaus und den Anbindepfahl.
Unser Foto zeigt die sehenswerte Schautafel mit dem Schriftzug "Gerichtsort bis 1849" und von li. Ortsvorsteher Franz Grae, Sascha Reker als Vertreter des Heimatvereins, Gastwirt Franz-Josef Pöppelbaum, der die Tafel gestaltet hat, Ideengeber Gerhard Henneke sowie Tischlermeister Robert Holle als Erbauer der Eichenkonstruktion.

Bei den Recherchen um das Gerichtswesen in Mellrich wurde als Beigabe auch das Geheimnis der merkwürdigen Namensgebung "Bierweg" ein wenig gelüftet, den Zufahrtsweg von der Anröchter Strasse zum Schloss.
Der Bierweg, im Rahmen der Spezial-Separation im Jahre 1902 neu entstanden, erhielt schon bald nach seinem Entstehen seinen Namen katasteramtlich eingetragen. Man muss dazu wissen, dass bis 1826 auf dem Schlossgelände Eggeringhausen, wo heute die Rentei steht, ein Brauhaus stand. Wenige Jahre vorher war das Gebäude einer Inventar- und Gebäudeliste zufolge zunächst für 50 Goldtaler angekauft und dann für 20 Goldtaler abgebrochen worden. Die Mellricher haben nun diesen Wirtschaftsweg mit dem Strassenschild Bierweg komplettiert und der Erklärung: Brauhaus auf Schloss Eggeringhausen bis 1826.
Bleibt nur noch zu ergründen, wie der Name des Bieres lautete, aber das kriegen wir auch noch raus, meinen Franz Grae und Gerd Henneke übereinstimmend. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses Schild nicht in einem Partykeller verschwindet.

Eine sehr aufwendige aber interessante Darstellung des Lebens in Mellrich präsentieren die Mellricher, indem sie auf die vielen Gewebebetriebe früher und heute aufmerksam machen.
Manch Mellricher und auch Kirchspielsbewohner wird sich daran erinnern, welch eine Vielzahl an Gewerbetreibenden in Mellrich ansässig waren und welche Dienstleitungen vor Ort waren. Nun werden in der nächsten Zeit an den entsprechenden Hauswänden, an von der Strasse sichtbarer Stelle Edelstahlschilder mit Zunftzeichen und erklärender Schrift angebracht. Wie weiter mitzuteilen ist, werden so folgende Berufe und Dienstleitungen deutlich gemacht:
Bäcker
Uhrmacher
Damenschneider
Herrenschneider
Schuhmacher
Schmiede
Schornsteinfeger
Baugeschäft
Sachverständiger Kfz-Handwerk
Installateure und Klempner
Pflasterer und Straßenbauer
Friseur
Tischler
Heißmangel
Arzt
Tierarzt
Maler
Sattler- Polsterer
Musiker
Lebensmittelladen
Architekt
Obstkelterei
Gärtner
Gasthaus
Landwirtschaft
Fensterbauer
Kosmetik
Bekleidungshandel
Agrarhandel
 
Des weiteren werden noch Tafeln angebracht zur:
Erinnerung an die ersten Kassenräume der Spadaka Mellrich ab 1.11.1899 in der ehem. Küsterei
Erinnerung an die Räume der Spadaka von 1925 bis 1955 im Sunderweg
Erinnerung an die Zweigstelle der Sparkasse 1972 - 1992
Erinnerung an die ersten Lagerräume der Genossenschaft im Sunderweg
Erinnerung an das Molkereigebäude
Erinnerung an den Polizeiposten Mellrich bis 1951
Erinnerung an die Friedenseiche 1918
Erinnerung an die Milleniumseiche 2000
Franz-Drepperhaus, Pfarrheim der kath. Kirchengemeinde
Pfarrhaus der Kath. Kirchengemeinde Sankt Alexander Mellrich
Insgesamt werden nun 62 Schilder von der Werkstatt für Behinderte, Belecke hergestellt und in einem Laserverfahren wetterfest beschriftet und bezeichnet.
Mit einer Reihe noch interessanter weiterer Maßnahmen werden die Mellricher aufwarten und so der Jury zeigen: Mellrich hat Zukunft.
Ortsvorsteher Franz Grae lädt nun alle Mellricher Bürger ein und auch insbesondere die, die in den vergangen Jahren in Mellrich ein neues Zuhause gefunden haben ein, die Kreiskommision am kommenden Freitag gebührend auf dem Dorfplatz zu empfangen und durch das Dorf zu begleiten um so deutlich zu machen in Mellrich wohnen wir gerne, wir fühlen uns hier wohl und gut aufgenommen.
Gerd Henneke

Weitere Bilder finden Sie hier.